Na, auch noch nicht wach geworden? Es ist jetzt halb fünf am
Nachmittag, und wo andere Leute sagen würden „Ich habe gefühlt den ganzen Tag
geschlafen“ kann ich mit Fug und Recht und kein bisschen Stolz behaupten: Ich
HABE den ganzen Tag geschlafen. Eine analytische Ergründung der Ursache bin ich
mir bislang schuldig geblieben, aber ein, wenn nicht DER Grund, der mir von
Menschen, denen ich von meiner Unbill berichte, reflexhaft entgegengeschossen
wird, ist: das Wetter. Natürlich, es muss das Wetter sein. Das Wetter ist
hierzulande grundsätzlich an allem schuld. Kopfweh? Wetter! Leichter Schwindel?
Wetter! Nicht geschafft, einkaufen zu gehen? Wetter! Steuererklärung drei
Monate zu spät abgegeben? Na klar: Wetter! Ich möchte noch einen Schritt
weitergehen und gleich die ganze Saison unter Generealverdacht stellen,
allerlei Misslichkeiten zu verantworten hat, vor allem an denen, die mit
gesteigertem Schlafbedürfnis zu tun haben. Im Frühling ist es die
Frühjahrsmüdigkeit, die uns befällt, im Sommer prinzipiell die Hitze, die uns
lähmt. Im Winter ist es der Bär in uns, der seine Sehnsucht nach Winterschlaf
nicht abschütteln kann, und im Herbst ist eh grundsätzlich alles schwierig
(dunkel, nass, grau), so dass die Vorbereitung auf den Winterschlaf uns dann
noch den Rest gibt. Es gibt noch einen zweiten Grund, der ins Feld geführt wird
von befragtem Personal: Alter. Dagegen möchte ich mich strikt verwehren und
recke unter größter Anstrengung meinen gehobenen Zeigefinger als Zeichen
exorbitanter Empörung unter der Bettdecke hervor. Alterssymptome? Ich? Niemals!
Andere – meinetwegen, aber ich bin im Herzen forever 20 und im Körper ebenso. Es
ist halt einfach nur ganz praktisch, sich nur noch 20.15 Uhr-Filme auf den
Öffentlich-Rechtlichen anzuschauen, die pünktlich und vorhersehbar um 21.45 Uhr
enden und ein Zubettgehen um 22 Uhr ermöglichen. Es ist doch nur sinnvoll, sich
mit Freunden ausschließlich am Nachmittag zu treffen, damit es selbst nach
großer Ausschweifung problemlos möglich ist, am nächsten Tag pumperlfit zu sein,
weil schließlich war man um 20 Uhr zu Hause und um 22 Uhr (danke, ÖR) im Bett.
Es ist absolut klug, Unternehmungen jedweder Art mit mindestens einer Woche
Vorlauf zu planen, denn so hat man viel mehr Zeit, unter Verweis auf
Schläfrigkeit (s.o.) abzusagen anstatt am selben Tag sehr stressig sich erst zu
verabreden, dann lange mit der Verabredung zu hadern um schließlich kurzfristig
abzusagen. Und wenn man das oft genug so gehandhabt hat, kommt man bald auch
gar nicht mehr erst in die Verlegenheit, etwas absagen zu müssen, weil sich
ohnehin niemand mehr mit einem verabredet – win-win! Was also soll der Grund
sein für diese unendliche Müdigkeit? Ich ahne es: vermutlich mein seltsames
Leben als Tradwife, dem ich mich am vergangenen Wochenende hingegeben habe.
Aber davon erzähle ich ein andermal. Jetzt muss ich: schlafen.
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