Yippie Yah Yei ihr Schweinebacken! Endlich ergibt
alles einen Sinn. Die klirrende Kälte, die macht, dass man sich plötzlich sehr
für die Erfindung „beheizbarer Mantel“ interessiert und nicht so sehr für
nachmittägliche Spaziergänge. Die Lebkuchen, Schokonikoläuse,
Spekulatiuspackungen und Dominosteine, die uns seit August aus den
Supermarktregalen hinterhältig angrienen und die zu erwerben oder gar zu
verzehren wir uns seitdem hartnäckig geweigert haben. Die 17 offenen Tabs am
PC, die mein verzweifeltes Suchen nach „Tageslichtlampe“ und „beheizbares
Fußkissen“ bezeugen. Das nagende schlechte Gewissen, ob es, wirklich jetzt
schon in Ordnung ist, die Heizung ein kleines bisschen weiter aufzudrehen. Die
schaurige Dunkelheit, die Menschen (mich) zum sofortigen Darniederlegen zwingt
(nebst schauriger Erkenntnis, dass im Bürokomplex gegenüber gar nicht
ausschließlich wahnsinnige Highperformer arbeiten, sondern es nicht wie
vermutet mitten in der Nacht, sondern grade mal 17 Uhr ist). Die zahlreichen
Tipps zum Basteln der meisterlichsten Laternen, die meinen Instgram-Feed
fluten. Und der Umstand, dass in meiner Familie bereits ein-, zweimal das
Lieblingsthema „Wie machen wir’s eigentlich an Weihnachten?“ touchiert worden
ist. Alles, was grade noch völlig sinnbefreit erschien, leuchtet mir
urplötzlich ein. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn: Nürnberg leuchtet!
Ganz besonders leuchtet es bei mir vor der Haustür. Überall auf der Welt sitzen
gerade vermutlich Agenten verschiedenster Geheimeinrichtungen vor ihren
Satellitenbildern und wundern sich. Nanu, denken sie, was ist denn das hier für
ein heller Fleck? und zoomen weiter, immer weiter hinein in die von Düsternis
gezeichnete Welt. Inmitten des schönsten Mitteleuropas leuchtet es strahlend,
der Zoom zeigt Deutschland, Bayern, Franken, Nürnberg, und urplötzlich irgendwo
zwischen Rathenauplatz und Stadtpark einen Feuerwehreinsatz! Oder ein schweres
Polizeiaufgebot? Anders können sie es sich nicht erklären, dass dort auf einmal
die wildesten Lichter zu sehen sind. Sie versuchen, die Morsezeichen im heftig
blinkenden Grell zu dechiffrieren, doch keine Chance. Handelt es sich
vielleicht um Deutschlands größte Disko, die mal kreischend orange, dann
ampelgrün, auf einmal alarmsignalrot und dann wieder neonblau erscheint? Hat
sich da jemand eine private Flugzeug-Landebahn gebaut, die es sogleich zu
melden gilt? Ach nein, liebe Geheimdienste, ich kann euch beruhigen: Es sind
nur meine Nachbarn, die ihre alljährliche Weihnachtsbeleuchtung installiert
haben, vermutlich um für „stimmungsvolles Ambinente“ zu sorgen. Fragt sich nur,
welche Stimmung da herbeigerufen werden soll. Immerhin klappt’s, ich fühl mich
schon sehr nach Glühwein aus dem Tetrapack und RTL2. Adveniat regnum tuum – ich
freu mich drauf!
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