Samstag, 14. September 2013

Spielzeugzigarette

Raucher sind der Wurmfortsatz der Menschheit. Darüber ist in jüngerer bis jüngster Vergangenheit ausreichend referiert worden. Rauchen schadet meiner Gesundheit und der meiner Mitmenschen, Rauchen lässt meine Haut altern und ist dem Spermatozoid ein Spermazid. Rauchen ist teuer und Raucher auch, Rauchen stinkt, Rauchen macht blind und tötet die Bienen. Raucher müssen leider draußen bleiben. Geraucht wird nur noch vor der Tür, vermutlich auch bald dort nicht mehr, auch nicht vor der eigenen, und geraucht wird hier und dort längst in gelbgekastelten Pranger-Planquadraten oder hinter Glas. Da kann man sich dann hinstellen mit dem Nachwuchs und auf den mitleiderregenden Süchtling im Nebel zeigen und sagen „Schau, mein Kind, der da, der ist so gut wie tot, und recht geschieht’s ihm!“ Dann steckt man dem so Belehrten eine vegane Süßigkeit ins Gesicht und zuppelt seiner Wege. 

Nun striff ich unlängst im hiesigen Tiergarten umher, um Gefangene beim Faulenzen und Eltern beim gestresst sein zu betrachten. Im und Streichelzoo war’s, als John Wayne meinen Weg kreuzte. Lässig o-beinte er ein bisschen vor mir her, an der aus dem Mundwinkel hängenden Kippe zog er mit geschlossenen Augen tief und genussvoll, in regelmäßigen Abständen wurde sorgfältig abgeascht. Der Cowboy reichte mir circa bis zum Knie. Die Rauchware war ein Kaugummi. In Zigaretten-Optik. Da frag ich mir: Was ist jetzt da los? Ich rauche stundenlang nicht, wegen Vorbild und Müll, derweil der Kunden-Nachwuchs auf korrekte nikotinaffine Körperhaltung getrimmt wird? 

Hat die Mama da ihre Brille verlegt und statt der Dinkel-Salzletten die Spielglimmstengel in die umweltbewusste Tupperware gepackt? Hat am End der Kiosk-Betreiber über die letzten 25 Jahre nicht nur Leckmuscheln, Tubengummi und grüne Alien-Knalldinger im Sortiment sorglos weiterbestellt, sondern auch die guten DOK? Da möchte ich aber kurz den Hinweis geben, dass der Fortschritt auch hier nicht Halt gemacht hat: Im diesem wunderbaren Internet gibt’s auch Kaukippen, die Rauch simulieren können. Das wär doch was. Ein großer Rauchnebel überm Kletterpark. Sieht dann fast so aus wie vor den Clubs der Stadt. 

Aber wir wollen ja lieber wissen, was sich innen abspielt. Der Raketen-„Kiss Klub“ (Vogelweiherstraße) wird zehn Jahre alt, das Stereo (Klaragasse) acht. Rauchen dürfen beide längst nicht mehr, aber dafür feiern. Im 360° (Adlerstraße) gibt’s keine Kaugummis, stattdessen „Zucker“, beim „Mädelsabend“ in der Bar77 (Luitpoldstraße) Prosecco und nebenan im King Lui beim „Latino“ kreisende Hüften. Damit tun sich die Ersatzgelenke in der Kulturkellerei (Königstraße) schwer, machen aber trotzdem „Querbeat“. Am Samstag wird ab 21 Uhr aus „Offen auf AEG“ ein „Dicht auf AEG“ in Halle 18 (Muggenhofer Straße), in der Indabahn (Bahnhofsplatz) ist überraschenderweise „Dein Samstag“, in der Mitte (Hallplatz) „Eine Nacht“, und wie sich „Klubnacht“ und „Clubnacht“ auf Mach1 (Kaiserstraße) und Bar77 verteilen, findet ihr am besten selbst heraus. Vielleicht mit Hilfe eines FCN-Schals. Das Ergebnis könnt ihr dann ja mit Rauchzeichen verkünden. 

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