Samstag, 21. September 2013

Übergangsjacken

„Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder: den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Der Frühling bringt Blumen, der Sommer den Klee, der Herbst, der bringt Trauben, der Winter den Schnee.“ So lernte ich seinerzeit die Jahreszeiten, und es stand außer Diskussion, was klimatisch in den jeweiligen Monaten bevorstand. Passend hierzu verfügte der Mensch über drei Sorten Jacken: die unförmige, doch wärmebringende Winterjacke, die überflüssige und deswegen Nicht-Jacke für den Sommer sowie für die Zeit dazwischen die sogenannte Übergangsjacke. Nicht zu dick, bestenfalls wind- und wasserabweisend und mit einer frisurunfreundlichen Kapuze versehen. In drei- bis sechsmonatigem Turnus räumte man Jacken von der Garderobe in den Keller, um sie dann leicht modrig später wieder hervorzustauben. 
So. Schnitt. 
Das Jahr heute gestaltet sich mehr oder weniger wie folgt: Man wacht mitten im Winter auf und sieht sich überraschend mit einer Gluthitze von 20 Grad plus konfrontiert. Durch die schwitzt man sich einige Tage, bis man sich daran gewöhnt hat und dazu übergeht, die folgenden sechs Monate über verregnete Sommer und tropische Temperaturen zu klagen. Dann sagt der Kalender, es würde langsam mal vorbeisein mit diesem Sommer, man fürchtet sich vor Erkältung und Erfrierung, packt sich brav dick ein, um einige Wochen stets schwitzend mit sehr viel zu viel am Leib oder der Wolfgang Petry-Gedächtnistasche (Jacken, Pullis und Schals an den Henkel geknotet) durchs Leben zu wandeln. Wenn man das dann grade schön zu finden begonnen hat, wacht man morgens auf und die Welt ist ein grauer, unwirtlicher Frostklumpen. Ab jetzt hüllt man sich in Wolle und Funktionswäsche, versucht, so lang wie möglich die Inbetriebnahme der Heizung hinauszuzögern, um spätestens ab Tag zwei einzuknicken, und verflucht sich insgeheim für den festen Vorsatz, vor November keinen Glühwein anzufassen. Nun erkläre man mir bitte: Wofür, gleich wieder, braucht der mitteleuropäische, insbesondere der deutsche Mensch diese sogenannte Übergangsjacke? Die Modeindustrie möge sich doch bitte untertänigst darum ersucht fühlen, mehr Jacken des Modells „winterwarm und dennoch modisch tragbar“ zu erfinden. 
Bis es soweit ist, können wir also leider gar nicht anders, als uns selbst zu helfen, indem wir uns vornehmlich drinnen aufhalten. „Drin“ geht übrigens auch auf dem Altstadtfest, das ist nämlich mittlerweile flächendeckend in Plastikplane gehüllt. Der Rest macht Aprés-Ski im Hütterl, und wenn er das genug getan hat, geht’s los. Mit Geburtstag, schon wieder und immer noch, in der Rakete (Vogelweiherstraße). Die zählt stolze zehn Lenze, und da kann man schonmal zwei Tage durchfeiern. Oder eher vier, wegen After Hour. Und auch das Stereo (Klaragasse) hat immer noch Achtjähriges, zu dessen Ehre das „Blur DJ Set“ zu Besuch ist. Ebenfalls Geburtstag haben die „Mehrblick“-Raver und feiern das im B² (Bartholomäusstraße). Ohne Meer-, dafür mit Seeblick. Fürderhin wären da am Samstag die „ego FM-Party“ im 360° (Adlerstraße), der Herr Hantel mit „Bucovina“ im K4 (Königstraße), „80er Park“ (Berliner Platz), „Not An Alternative“ in der MUZ (Fürther Straße) und … öhm … ganz viele andere Sachen. Muss weg. Postmann hat grad geklingelt. Bringt neue Herbstjacke. 

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