Samstag, 7. September 2013

Urlaub

Das Kolumnistenleben ist hart und entbehrungsreich. Stets wabert das Schwert des Damokles zitternd über dem rauchenden Schädel: Was sollen die Menschen nur tun, wenn ich einmal nicht (mehr) bin, um sie anzuleiten für eine ersprießliche Freizeitgestaltung? So sitzt man also, den missmutigen Blick übers wogende Meer schweifend, an einem Strand, außenrum das Hosianna der Glückseligkeit, und hat einzig Sorgen um das Wohlergehen der Daheimgebliebenen. Der strahlende Himmel verschleiert sich, das kühle Nass wird zur Untiefe voller garstiger Ungeheuer, die mir nach dem Leben trachten. Darf. Mich. Keiner. Gefahr. Aussetzen. Muss. Arbeiten. Dem Heiligen Georg gleich stelle ich mich tapfer dem Kampf mit der giftigen Schlange, durchschneide die meteorologische Apokalypse stehenden Hauptes, behaupte mich listig gegen den drohenden Stachel des Skorpions und rette nebenbei noch das ein oder andere Leben in dem Ansinnen, das Karma-Konto ins Plus und meine körperliche Unversehrtheit auf die sichere Seite zu bringen. Nichts vermag mich von meiner Mission abzuhalten, den armen, sich vor Gram windenden Menschlein im fernen Städtchen einen Funken Freude ins zarte Antlitz zu schreiben. 
Finstere Täler durchschreite ich ebenso wacker wie ich den Gipfel erklimme, dem Gezeitenwechsel trotze ich ebenso wie dem der Klimazonen, und rette mich geschwind und flink über Serpentinen und reißende Abgründe unter ein Dach über dem Kopf, um das herum es noch so zwitschern, zirpen und scheinen kann – die Mission, die es zu erfüllen gilt, habe ich stets vor Augen, der einer an einer Angel befestigt vor dem Esel schwebenden Möhre gleich. Die Gefahr des Abschweifens besteht also ausnahmsweise einmal nicht, und so steigen wir direkt in (für korrekte lateinische Konjugationsreihen bleibt keine Zeit) medias res und schicken mit der Magie der technischen Errungenschaften die Hilfestellung fürs Wochenende direkt auf euren Frühstückstisch. 
Es mag einem zwar vorkommen, als wär’s erst gestern gewesen, doch in Wahrheit sind schon wieder Monate vergangen seit dem letzten Mekka für Trempler, Händler und Plünderer: Auf geht’s in die City, zum Graffl wegbringen oder Neues erstehen, und wenn das nichts wird, so soll der ein oder andere schon ein gutes Taschengeld verdient haben mit dem Abverkauf des eigenen Getränkeproviantes. Freitagnachts und samstagmorgens, ist also für Frühaufsteher wie Nachteulen gleichermaßen drin. Wohl eher weniger kreuzt sich mit dem Trempelmarkt der Weg all derjenigen, die sich von Freitags bis Sonntag zum „Badefesaison Kultifestival“ in die Künstlerkolonie des alten Flussbades nach Fürth (Badstraße) aufmachen und sich dort den Spätsommer gefallen lassen. Ein anderes Festival ist in Nürnberg und zwar rund um die Königsstraße: das „Bermudaviereck Festival“, allerdings nur eintägig. Desweiteren wäre im nagelneuen King Lui „Luitpoldstraße“ der „Lui Lipstick“ nachzuziehen, während im nicht mehr ganz so neuen Stereo (Klaragasse) die umso neuere Reihe „Bada Bing“ eins aufspielt. Die Desi (Brückenstraße) macht derweil in bester Hände-hoch-Manier den „Goodnight Circus“, und das ist ein gutes Stichwort, denn schnell gehen wir zu Bett und stehen erfrisch am Samstag wieder auf dem Parkett. Zehn Jahre macht die Rakete (Vogelweiherstraße) schon auf „Rigorös“ – dem bleibt kaum was hinzuzufügen außer vielleicht ein Aspirin plus C. Plus C ist auch die „Clubnacht“ in der 77 (Luitpoldstraße), plus K hingegen die „Klubnacht“ im Mach (Kaiserstraße), mit Rock der Hirsch (Vogelweiherstraße) bei der „Maximum Rock Night“ und wenn mit Rock, dann aus Lack und Leder die „Kunst und Sünde“ im Kult „Dooser Straße“. So. Das muss reichen. Muss. Mich. Erholen. 

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