Aus einem vor vielen Jahren gescheiterten Erziehungsversuch (es ging um Fahrradhelme, Frisur und Sicherheit) hat sich im Laufe der Zeit ein geflügeltes Wort entwickelt. „Beauty first, safety second“ lautet seitdem das Motto, unter dem das Tragen bestimmter Kleidungsstücke oder Accessoires in der Öffentlichkeit als gesellschaftsuntauglich und darob strikt verboten gilt. Dazu gehören Trekkingsandalen (außer im Wanderurlaub) ebenso wie Bauchtaschen (auch da), Jogginghosen (außer auf der Couch) oder hautfarbene Leggings (dito!). Es gibt allerdings Bereiche, in denen aufgrund höherer Gewalt Ausnahmen gemacht werden dürfen. In so einer Extremsituation befinden wir uns derzeit wieder.
Betroffen hiervon ist zum einen der sogenannte Komfort- oder auch Bequemschuh. Der zeichnet sich durch einen nahezu absurden Mangel an Ästhetik aus, verfügt dafür aber über eine fußgerechte Gesundform und sieht aus, als hätte man sich ein Schnabeltier ans Bein gebunden. Und das wollen wir nicht, nein. Bis zu genau dem Tag, an dem erstmals die Füße am Kopfsteinpflaster festfrieren. In großem gesellschaftlichen Konsens darf man jetzt alle Prinzipien über Bord werfen – Optik egal, Hauptsache, eine fünf Zentimeter dicke Gummisohle trennt uns von der Blasenentzündung, der Schuh ist wind- und wasserfest und so massiv, dass man ihn innen auch noch mit drei Lagen Lammfell tapezieren kann. Der zweite Bereich heißt „Mütze“, und hier wird’s schwierig, weil man die nicht einfach unter einem Hosenbein verstecken kann. Jedes Jahr versuch ich’s. Und scheitere.
Meine tiefsitzende Abneigung lässt sich vielleicht, aber keinesfalls ausschließlich mit dem Umstand erklären, dass ich mit egal welcher Mütze aussehe wie Michl aus Lönneberga (mit Verlaub) oder ein Vollidiot (ohne). Das gilt aber für die meisten Menschen. Die „Mode“-Industrie scheint sich sehnlichst zu wünschen, dass wir auf Kreationen reinfallen, die sich fiese, im Keller angekettete Designer händereibend als boshaften Coup des Jahres und Rache an der Menschheit ersonnen haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass so eine Mützenabteilung für Erwachsene sich in nichts von einer für Kinder oder Fasching unterscheidet. Es gibt Tierohren für die ganz Süßen, Nietenbezug, wo man sich fragt: Darf man das im Weihnachtsmarktgedränge?, man kann sich als Same verkleiden, einen Medizinball (für Notfall und Routine, man weiß ja nie) verstecken , und wer neongelben Fratzendruck trägt, meint das bestimmt als total ironische Anspielung auf die 90er-Jahre-Relikte mit dem grellbunten Haarersatzteil obendrauf. Hihi. Mützen, die man, um fettiges Haar oder einen Frisör-Unfall zu verbergen, auch drinnen auflässt, hab ich gelernt, heißen übrigens „Beanie“.
Die darf man auch im Club, und deswegen ab mit euch dorthin! „Back to the Future of Drum’n’Bass“ in der Desi (Brückenstraße), „Vernunft & Faulheit“ im Zwinger Keller (Lorenzer Straße), „Semester“ in der Mitte (Hallplatz), „F**K Forever“ im Stereo daneben und die HipHop-Edition von „3-2-1 besoffen“ draußen im Hirsch (Vogelweiherstraße) und „Why so serious“ beim Nachbarn Rakete. Am Samstag ruft die MUZ (Fürther Straße) in die „Muckibude“, die Desi „Hände hoch!“, im Mach (Kaiserstraße) sind „Goodtimes“, an die man sich im Terminal (Flughafenstraße) mit der „80er/90er Party“ erinnert und auf der Mississippi Queen (Donaustraße) mit „Abfahrt“, während das Loop (Klingenhofstraße) direkt einen „Abflug“ macht. Den mach ich jetzt auch. Inkognito. Mit Bommel.