Grüßaugust. Schönes Wort. Und schöne Sache. Grüßauguste, das sind entweder die Menschen, die vor Hotels oder Restaurants stehen und freundlich lächelnd Gäste willkommen heißen. Etwas weniger salopp nennt man diese Menschen auch Empfangschef. Ein Grüßaugust kann außerdem jemand sein, der qua Position ein bestimmtes Amt repräsentiert, das jedoch mit keinerlei Machtbefugnissen verbunden ist. Also beispielsweise auf Balkonen stehen oder in Glaskästen umherfahren und milde lächelnd zum Volke winken.
Ein Grüßhorst zu sein ist dahingegen eine weitaus weniger edle Eigenschaft. Der Grüßhorst nämlich grüßt – eben nicht. Anstatt eines beispielsweise im Büro einmal am Tag geäußerten, halbwegs empathisch gerufenen „Guten Morgen!“ oder „Grüß Gott!“ oder wenigstens eines lapidaren „Mahlzeit!“ (morgens, mittags, abends – geht bekanntlich immer!) schlägt der Grüßhorst geschwind die Augen nieder, sobald er eines menschlichen Lebewesens ersichtig wird. Das mag eine Art spätinfantiler Reflex sein, nach dem Motto „Ich seh dich nicht, dann siehst du mich auch nicht!“, klappt aber, soweit mir bekannt ist, in den seltensten Fälle, es sei denn, man heißt Copperfield. Zusätzlich dazu versucht der Grüßhorst, indem er den Körper eng an die Wand drückt, mit dieser zu verschmelzen, um unbemerkt erst hinter dem potentiellen Grüßer wieder daraus hervorzutauchen. Funktioniert: bei Randall, dem Bösen von der Monster AG. Funktioniert nicht: beim Homo Sapiens.
Doch wenn der Homo wirklich sapiens wär, dann wüsste er, dass bei so einem kleinen Gruß noch kein Zacken aus der griesgrämigen Krone gebrochen ist, dafür aber ein gewisser Anstand sowie ein Pluspunkt auf dem Karma-Konto gewährleistet. Mal ehrlich – ich galoppiere jetzt auch nicht direkt jedesmal quer über den Plärrer, um dem auf der anderen Seite erspähten Bekannten einen freudigen Gruß ins Gesicht zu schallmeien. Man muss sich auch nicht beim fünfzehnten Aufeinandertreffen am selben Abend herzlich und mit tränenverhangenem Blick in die Arme fallen. Aber wenn man sich kennt oder eine Ahnung des Kennens hat, weil man vielleicht bemerkt, dass der Mensch im selben Wohnhaus lebt wie man selbst, oder weil der andere Mensch einen anlächelt, dann ist es doch nun wirklich nicht mit einem unüberwindbaren Energieberg verbunden, einen Gruß zu initiieren oder zu erwidern.
Man nehme sich ein Bespiel an Naturgängern und Waldschraten: Da wird einfach gegrüßt, sobald der Weg sich kreuzt. Aus, Ende, Äpfel. Um zu signalisieren: Hey, keine Sorge, ich mach hier das gleiche wie du, ich tu dir nichts! Und was auf dem Land recht ist, das wird doch im Großstadtdschungel grad noch billig sein. So gehet hin und grüßet euch! Fangt an mit den Türstehern, meinetwegen. Gelegenheit hierzu bietet sich wie folgt: beim „Straßenkreuzer Release“ in der MUZ (Fürther Straße), bei der (wie passend) „Smooth Society“ in der Rakete (Vogelweiherstraße) und „Pull the Trigger“ beim hirschigen Nachbarn. Im Mach (Kaiserstraße) herrscht derweil „Claustrophobie“, im Stereo (Klaragasse ) „Circus Beretton“ und im Terminal (Flughafenstraße) hebt der „Soul Flight“ ab. Und schon ist Samstag und „10 Jahre Bucovina“ mit Stefan Hantel im K4 (Königstraße), „1 Jahr Swing Ding Masters“ im Nano (ebd.), „80er Park“ im Parks (Berliner Platz), „Le Cabaret“ in der Indabahn (Bahnhofsplatz) und „Don’t rock that Boat, Baby“ auf der Mississippi Queen (Donaustraße). Richtet schöne Grüße von mir aus!
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