Endlich ist es so weit: Ein Schnupfen hat mich befallen. Das ist freilich lästig, nicht jedoch über Gebühr dramatisch. Ich bin eine Frau, und Frauen sind Kummer gewohnt (schon allein, weil es Männer gibt) und Schmerzen auch, und deshalb weiß ich mein virulentes Schicksal weitgehend schweigend hinzunehmen und die Öffentlichkeit nur durch versehentliche eukalyptusgrüne Hickser daran teilhaben zu lassen. In ein paar Tagen ist’s ja wieder vorbei. Diese im Volksmund „Erkältung“ genannte Krankheit hat jedoch einen kleinen, nein, großen Bruder, der wirklich, und das meine ich ganz ehrlich, mehr Aufmerksamkeit verdient hat und vor allem keinesfalls die Spötteleien, denen er sich stets ausgesetzt sieht. Dieser verteufelten Seuche wegen sieht sich pünktlich zur Saison die Hälfte der deutschen Bevölkerung vom Aussterben bedroht, und da hat der Spaß ein Ende. Der „Männerschnupfen“!
Einmal der Malaise anheimgefallen, muss der Wirt sich eigentlich umgehend aufs Sterbebett darniederlegen. Doch der ist sich seiner gesellschaftlichen Verpflichtungen bewusst, und so schleppt er sich durch die Tage, bereit, den Märtyrertod zu erleiden. Sichere Anzeichen für den Befall sind: Der Mann verlangt mit einem schwer verhohlenen Unterton von Panik nach der Wickelsalbe („Schonend sanft zu sensibler Haut“), um sie sich zentimeterdick ums Riechorgan zu schmieren. Präventiv. Am Telefon klingt er, als hätte er sich zwei faustdicke Kartoffeln in die Nase geschoben und gibt auf Nachfrage nur höchst widerstrebend zu, nicht ganz auf der Höhe zu sein (wichtig ist hierbei, dass es „krank“ heißen muss. Das lässt ausreichend Interpretationsspielraum bis hin zum sicheren Ableben und klingt nicht nach so einem Weiberwischiwaschi wie „Erkältung“, denn da müsste man sich ja nun wirklich nicht so anstellen, müsste man sich!). Und er eilt geschwind zur Apotheke, um mit einer fließenden Bewegung alles aus dem entsprechenden Regal in den Warenkorb zu räumen (sicherheitshalber nimmt er angrenzende Abteilungen wie „Tropenapotheke“ und „Schüsslersalze“ auch gleich mit).
Optimal unterstützend zur Überwindung der Malaise wirkt die kompromisslose Akzeptanz und Unterstützung des armen Tropfs. Empfohlen wird von einschlägigen Expertinnen: Hühnersuppe (nach dem Rezept von Mama. Seiner.), fünfminütlich abwechselnde Nachfragen mit sorgenvoller Miene nach dem Befinden und zu erfüllenden Wünschen, die wortlose Übergabe der Macht (vulgo: Fernbedienung) sowie ein Anruf zur Überprüfung des laufenden Sky-Abos. Wenn man dann noch ein sanftes Schlafmittel unter den Tee in die Schnabeltasse mischt, hat man flugs Ruhe und kann sich Purzelbäume schlagend unters Tanzvolk mischen. Auf geht’s, Mädels, runter vom Siechbett!
Am besten in die Große Liebe (Engelhardsgasse) zu „Männer sind Schweine“ oder „We want revenge“ im Cult (Dooser Straße). Gemäßigter: „Moonbootica“ in der Rakete (Vogelweiherstraße), „Tonkonzum“ in der KK (Königstraße), „Urban Echoes“ in der Desi (Brückenstraße), „Blue Velvet“ im Stereo (Klaragasse) und die „Muckibude“ in der MUZ (Fürther Straße). Am Samstag statt Tee & Zwieback „Milk & Sugar“ in der Indabahn (Bahnhofsplatz), „Roland Apple“ in der Mitte (Hallplatz), der „WHMC-Grinch“ im Zwinger Keller (Lorenzer Straße), „2 Jahre Ü30 House Edition“ im Terminal (Flughafenstraße), „Kollektiv Humboldstraße“ im Nano (Königstraße) und „Monsters of Jungle“ im Loop) Klingenhofstraße) sowie der restliche Kladderadatsch. Einen Vorteil hat die Seuche aber: Am Sonntag könnt ihr an der vom zwischenzeitlich genesenen Mann vorgewärmten Couch horchen und euch von ihm bekümmern lassen. Der sollte ja jetzt wissen, wie’s geht.