Der Feiertagskalender bringt den wohligen Umstand mit sich, dass ich das ganze Endzeitbohei dieses Jahres entspannt retrospektiv betrachten kann, anstatt mich in Unheilsprophezeiungen und Wettervorhersagen ergehen zu müssen. Während also alle Hamster dieser Stadt die Regale heimsuchen, um die Höhlen und Tresore mit über mehrere Wochen hinforthelfenden Vorräten zu befüllen, weil man weiß ja, dass über so ein, zwei Feiertage in einem Dritte-Welt-Land wie dem unseren gern mal eine Hungersnot droht und man vor Übergriffen des befeindeten Auslands wie beispielsweise der Schweiz nie gefeit ist, lehne ich mich also zurück und registriere nicht ohne eine gewisse emotionale Regung, dass ähnlich der Lebensmittel aus den Regalen etwas aus dem Straßenbild verschwunden ist, das mir in den vergangenen Wochen große Hilfe geleistet hat. Nämlich – ja, wie sag ich’s diplomatisch? Vielleicht so: „Dank der lustigen Blinkerentierweihnachtsmützen erkenne ich Vollidioten schon aus großer Entfernung“?
Was dem Münchner der billig-pappene Seppelhut, das ist dem Nürnberger jedwede Kopfbedeckung, die ausdrucksseitig an Weihnachtsthematik erinnert, inhaltsseitig (nämlich innerhalb des Schädels, auf dem sie sich befindet), daran, dass es viele Menschen gibt, die auch „Familie Nullinger“ auf Antenne Bayern zum Schießen komisch finden, sich edel in „Camp David“ hüllen und „Shades of Grey“ als „gutes Buch“ bezeichnen, ohne dabei rot zu werden. Muss ich nicht verstehen. Muss ich aber auch nicht aufstehen und applaudieren. Aber ähnlich dem innigen Wunsch, es möge im Sommer ein Gatter vom Hauptbahnhof hinab gen Norden führen, das gleichsam eines Almabtriebs die ganzen JGA-Rindviecher direkt aus der Gräfenbergbahn hinein führt in ein Etablissement, in dem sie geduldet bis erwünscht sind, erwächst in mir das Bedürfnis, solches für die Menschen zu institutionalisieren, deren Identität zum Ausdruck gebracht werden soll mittels: blinkenden Rentiergeweihen, singenden Nikolausmützen und, besonders schön, einer an Drähten schwebenden Lametta- Gloriole.
Dabei ist der einzige Nimbus, der sie umgibt, der der Ballermann-Kultur. Um diese aus Adventszeit betrachtet zu entzerren, würde ich fürderhin vorschlagen, ganzjährig entsprechenden Kopfschmuck zu etablieren, was ja auch nur gut sein kann für die Wirtschaft. So ließe sich das Gaudi-Hirn an Ostern vielleicht großflächig unter einem Kunstgrasnest verbergen, zu Pfingsten unter Ochsenköpfen oder einer antennenartigen Baumkonstruktion mit wehenden Bändern, im Sommer umschlingen Bratwurstschnecken das muntere Haupt und im Herbst wird freilich ein Kürbis darübergestülpt. Folgerichtig wünsche ich mir für Silvester Raketen-Kronen mit langer Zündschnur, mittels derer man die Spaßgesellschaft im Vorbeigehen auf eine heitere Reise schicken kann.