Freitag, 17. Juli 2015

Das Ding mit dem Duden

„Lebenslanges Lernen“ ist ein Konzept, das Menschen dazu befähigen soll, während ihrer ganzen Lebensspanne zu lernen. Quasi. Hab ich gehört. Kann mich damit nicht recht identifizieren, habe schließlich mit dem lästigen Lernen rechtzeitig, will sagen: frühzeitig vor dem Abi aufgehört und den Erfolg dieses Geniestreichs verbrieft in einem staubigen Ordner stehen. Frei nach Pippi Langstrumpf mache ich mir die Welt seitdem widdewiddewie sie mir gefällt, und zwar vorzugsweise die sprachliche. Nun befinde ich mich neuerdings in einer recht ungewohnten Situation. Nämlich der, dass mir, also wirklich, ausgerechnet, ein sprachliches Korrektiv vor die Nase gesetzt worden ist. Derweil andere längst resigniert haben (ich grüße an dieser Stelle meine Oma, meine Redakteure und alle, die mich kennen!), gibt es da plötzlich einen Menschen, der meine eigene Begeisterung über die Flexibilität von Sprache und deren großzügiger Auslegung zu meinen Gunsten aus mir völlig unverständlichen Gründen nicht teilt. Ich mein – grad Deutsch, echt wahr, ich hätte ja auch Englisch lernen können, wenn ich gewollt hätte!

Diejenige aller (mir bekannten, jaja) Sprachen, die so herrlich nach Baukastenprinzip funktioniert, Bestandteile reicht, die man nach Gutdünken zusammenbasteln kann, so dass am Ende ein wunderschönes Wort dabei herauskommt. Das es so vorher nicht gab, mir aber zur Verbildlichung bestimmter Umstände gereicht, für die mir kein anderes Wort einfällt. Man kann das als Faulheit bezeichnen, weil ich könnt ja nach dem passenden Wort suchen. Oder als Ökonomie, weil ich durch die geschwinde Neuerfindung Energie spare, die ich dann für … äh, anderswo halt einsetzen kann. Wer ökonomisch, also faul ist, ist kreativ, und schon wird wieder ein Schuh draus. Auf diese Art purzeln mir Wörter aus dem Baukasten direkt hinein in die Tastatur, und dann stehen da Konstruktionen, deren Sinn sich nach meinem bescheidenen Dafürhalten sofort erschließt – ein Wörterbuch habe ich bislang nicht angelegt, was interessiert mich auch mein Geschwätz von gestern?

Da ich auch so spreche wie ich schreibe, oder umgekehrt, wer weiß das schon, ertönt hier und da mal ein zwischen Verwirrung und Entrüstung schwankendes „Also Katharina, das Wort gibt es doch überhaupt nicht!“, dem ich mit Effet die Standardantwort „Ja doch, jetzt schon, sieht du doch!“ entgegenzwitschere und einen Schluck aus der Pulle nehme. Das neue Korrektiv argumentiert beharrlich anders, nämlich mit den Worten „Also Katharina, das Wort gibt es nicht laut Duden.“ Da muss ich jetzt sagen: Das tut mir aufrichtig leid für ihn. Also für den Duden. Vielleicht sollte ich da mal anheuern. Oder so eine Art Pipeline bauen, von meiner Tastatur direkt in den Duden hinein, und dann wollen wir mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt.

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