„SYMMETRIE IST DIE KUNST DER DUMMEN!“ schreie ich wild, springe mit Effet auf die Matratze in Eichefurnier und axte mit dem Flammenschwert Kugelleuchten zu Boden und Nachtkästchen entzwei, um anschließend das Landschaftsbild in Brand zu setzen. Schon geht es mir besser. Dass hierwegen drakonische Strafen bis hin zum Hausverbot im Möbelladen drohen, hat der gute Karl Clauss Dietel wohl nicht bedacht. Ich schon, deswegen eskaliere ich nur theoretisch. Leider. Seit jeher werde ich nervös beim Anblick allzu akkurater Wohnarrangements. Werden mir stolz neue Einrichtungen präsentiert, in denen alles lasergenau mittig ausgerichtet ist, überkommt mich das dringende Bedürfnis, hineinzuschlüpfen und einem Möbel einen Stoß zu versetzen, huschhusch, hinaus aus der Symmetrie.
Es macht mich kirre, wenn Menschen Gegenstände auf Kante ausrichten, parallel die Tischdeko, die mich öde angrient und nachgerade dazu herausfordert, ihr irgendwo eine Unordnung unterzujubeln, und Wandbilder, die mit dem Türrahmen abschließen, bereiten mir Schweißausbrüche. Keine Ahnung, warum das so ist. Kann sein, weil die meisten Menschen eine echte Symmetrie nicht bewerkstelligen können, was zur Folge hat, dass sie immer um Haaresbreite danebenliegen, was mir wiederum die Optik brechen lässt. Diese Symmetriephobie, die macht, dass ich allein beim Anblick eines Mittelscheitels Schüttelfrost erleide, ist jedoch semipermeabel und tritt gerne spontan nach mir weitgehend unerschließbaren Mustern (!) auf. Während ich also in bestimmten Bereichen automatisiert nachdrücklichen Wert auf ein Ungleichgewicht lege (Frisur, Körperschmuck, Dekoration), gibt es andere, in denen ich mich höchstselbst zur Weißglut bringe. Vornehmlich lebensmittelproduzierende Tätigkeiten jedweder Art.
Ich leide wie ein Hund, bin ich gezwungen, jemandem dabei zuzusehen, wie er achtlos und bar jedes Ausgeglichenheitsgefühls Zutaten auf eine Pizza wirft. Ich möchte gerne jedes Schinkeneckerl abzählen, jede Pepperonischeibe wiegen, jeden Milliliter Soße messen, damit auch ja alles eine rundum ausgewogene Mischung ergibt. Bewirft der Mensch den Teig mit Dingen, muss ich mich zwingen, nicht ständig hineinzugreifen und eine Ordnung herzustellen. Krieg ich einen Kuchen nicht so aufs Blech gezimmert, dass alles gleichmäßig verteilt ist, möchte ich ihn am liebsten entsorgen, und Lasagnebesoßungseinwände wie „Das verteilt sich doch dann im Ofen!“ kann ich unmöglich gelten lassen. Nicht auszudenken, es verteile sich NICHT im Ofen! Das ist freilich nicht fair gegenüber dem Einrichtungshaus als solchem, das schließlich nichts dafür kann, dass es keine Pizza ist. Aber die Rede war ja nicht von Gerechtigkeit, damit hab ich nun wirklich nichts am Hut.
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