„Glühwein ist ein alkoholisches Heißgetränk, das in Mitteleuropa traditionell in der Adventszeit, häufig auf Weihnachtsmärkten getrunken wird.“ (Wikipedia, 2.12.15, 9.48 Uhr [die weltallerbeste Uhrzeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, übrigens. Mir ist jetzt schon ganz blümerant]). So weit, so gut. Ich persönlich würde den interaktiven Enzyklopädie-Eintrag nach einer aufopferungsvollen Feldrecherche jedoch wie folgt bearbeiten: „[…] auf Weihnachtsmärkten häufig getrunken wird.“ Insbesondere auf dem hiesigen, weltallerschönsten. „Wer alles hat, der braucht nichts geschenkt“, sprach das Christkind unlängst und wie immer vom Balkon zum Volke herab, und wenn man sich dann da so umschaut, in der Stadt aus Holz und Tuch, erkennt man schnell: Das lässt sich der an- und umsässige Händler nicht zweimal sagen.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt die herrliche Ausschankzeit! Was zum Tresen umgebaut werden kann, wird zum Tresen umgebaut. Eisdielen, Steakhäuser, Bäckereien, Optiker, Apotheken – sie alle wissen, was der geneigte Glühmarktbesucher wirklich will. Strohsterne, Fußbettschuhe? Pah! Her mit dem Gesöff, das zu 90 Prozent aus Zucker, zu 50 Prozent aus Gewürzmischung und 17 Prozent aus Alkohol besteht! Da nimmt es doch kaum Wunder, dass hier und da Beschwerden laut werden, es fehle nun aber wirklich die adäquate musikalische Untermalung auf diesem fränkischen Zuballermann, wosnjezzhieriparti? Haben wir hier nicht, weiß der Heimatpflichtverbundene zu bestellen, und nippt distinguiert am Heidelbeer. Weiß aber etwas anderes zu beherzigen: die Glühweinzeitfensterregel. Die hat er sich in mühsamer Forschung erarbeitet, im Zuge derer er jährlich Investitionen getätigt hat im Gegenwert eines Kleinwagens. Eines vollgetankten. Die Glühweinzeitfensterregel besagt: Du hast exakt zwei Minuten, in denen Glühwein genießbar ist. Zu Beginn nämlich verbrennt man sich veritabel die Gosch. Also warten.
Doch bloß nicht zu lange, denn heute kann es regnen, stürmen oder schnei‘n, er kühlt stets zu schnell ab, deheer Glüühüüwein! Zwei große Schlucke also, dann Tasse leer, dann Hände kalt, dann alles doof, dann schnell nächste Runde. Easy. Eine daran anknüpfende Subregel lautet: Meide den Stiefel! Mal davon abgesehen, dass der unter hygienischen Gesichtspunkten höchst suspekt daherkommt, weil wer bitte spült denn den Schlonz, der da vorne in der Kappe drinhängt, fleißig aus?, verbirgt sich hinter der Schnellabkühlerei noch eine besonders fiese Überraschung. Hat man nämlich das Zweiminutenfenster verpasst, versucht man für gewöhnlich, den ekelkalten Rest möglichst schnell in einem Zug zu eliminieren. Aufgrund der förmlichen Beschaffenheit des Trinkschuhs aber befindet sich in Sohlennähe naturgemäß mehr Weihnachtselixier als in der herkömmlichen Tasse, weswegen der Ungeübte sich geschwind eine Glühweindusche ins Gesicht schüttet. Das sieht halt einfach nicht aus. Nachdem wir das jetzt gelernt haben, husch husch ins Feld und üben! In der nächsten Folge dann: „Lust auf Kopfschmerzen? Glühweinsorten im Test“.
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