Also das mit dieser Weihnachtsschenkerei. Das läuft bei mir seit Jahrzehnten nach dem gleichen Muster ab: Ich referiere circa 364 Tage im Jahr landauf, landab, dass ich diesen punktuell erzwungenen Konsum- und Zwangsbeglückungszwang für völlig daneben halte und es für sehr viel erstrebens- und wünschenswerter halte, sich lieber so unterm Jahr hier und da mal eine Freude zu bereiten, wenn grad eine in Sichtweite kommt. Gleichzeitig verweigere ich die Erstellung eigener Wunschzettel, seitdem ich aus dem Alter raus bin, in dem man die gesamte Spielwarenabteilung des XY-Katalogs ausschneiden und feinsäuberlich auf ein zehnseitiges Wunschbuch aufkleben muss in dem festen Glauben, nicht mehr leben zu können, wenn nicht mindestens die Hälfte des Abgebildeten hernach unterm Weihnachtsbaum drapiert darauf wartet, vom Christkindglöckchenklingeln zur Entpackung freigegeben zu werden, und erzähle unermüdlich die Mär vom Ich, das alles hat, nichts braucht, das Geld lieber in eine Spendenquittung investiert sähe und Hauptsache, wir sehen uns alle an Weihnachten und haben uns lieb. Hab ich Mär gesagt? Oh. Naja also.
Um ehrlich zu sein … gibt es da vielleicht noch eine andere Medaillenseite. Die sieht so aus, dass ich in sehrpostinfantilem und deswegen völlig unverschuldetem Verhalten mir nichts sehnlicher wünsche als einen Riesenhaufen glitzerbeschleifter Päckchen egalwelchenInhaltsHauptsacheichkannwasauspacken und mein inneres Kind bitter enttäuscht ist, wenn meinen monatelangen Referaten stattgegeben worden und der Gaben- zu einem Spendenquittungstisch umfunktioniert worden ist. Einerseits. Andererseits befällt mich ab dem ungefähr 21. Dezember das dringende Bedürfnis, selbst zu beschenken. Ich renne also in höchster Panik durch Innenstädte und Einkaufszentren, um zumindest für den engsten Kreis glitzerbeschleifte Päckchen egalwelchenInhaltsHauptsachediekönnenwasauspacken zu ergattern. Diese Panikkäufe gehen dann in 99% aller Fälle so aus, dass ich nichts für andere gefunden, dafür aber mich selbst reich beschenkt habe und mit der Situation befriedet heimkehre.
Ich bekomm ja schließlich auch nichts. So geht das also seit Jahren. Jetzt jedoch ist irgendwas passiert. War ich in der Stadt. Nicht nur einmal, sondern mehrfach, nicht nur der hiesigen, sondern auch in anderen, und wollte nichts sehnlicher, als mich zu beschenken. Handtaschen wollt ich, Schuhe, Schmuck, was man halt so braucht. „Ich hab große Lust, Geld für mich auszugeben!“, hatte ich ausgerufen und war losgezogen. Und jetzt steh ich da mit der Beute und bin höchst irritiert. Mehr noch: bestürzt. Nichts, nämlich, hab ich für mich erlegt. Rein gar nichts. Dafür einen Riesenhaufen Geschenke für nachgerade Hinz und Kunz! Ich weiß gar nicht, was das soll. Wohl aber, dass die Niederschrift dieser spannenden Gegebenheit eine Unruhe in meinem sozialen Umfeld auszulösen intendiert ist. Wenn ich Geschenke habe, panikt man jetzt hoffentlich, dann müssen sie wohl auch. Und schawupps hab ich wieder alles richtig gemacht. Keine Bange, meine Lieben: Ihr habt noch fast ne Woche.
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