Freitag, 7. Oktober 2016

Kamm-Shot

Letztens hatte der Maître Coiffeur meines Vertrauens sich geweigert, meine Haarfarbe auf Platin zu renaturieren. Wegen keine Zeit, hat er gesagt. Wusste ich dann auch gleich warum, weil hat er die Zeit nämlich gebraucht, um zwischen zwei Scherenschnitten fünfminütige Schwänke aus seinem Leben zu rapportieren. Und da heißt es immer, Frisöre seien die Beichtschwestern ihrer Kunden! Von wegen, weil umgekehrt! War ich also urplötzlich in einer Notsituation, weil Urlaubsfrisur in großer Gefahr. Komisch, hatte dann auch Freitagnachmittag kein anderer der durchtelefonierten Salongs spontan zwei Stunden Zeit. Hab ich dann aber doch einen gefunden, und das war fein, weil die dort beschäftigten Damen so rüstig, dass ich zusätzlich positiv überrascht war, dass sie wussten, was ich wollte, und nicht versehentlich Dauerwelle gelegt haben.Nach dem ausgedehnten kopfhautblubbernden Wohlfühlprogramm hab ich draußen das Frisörnamenschild gelesen und mich direkt nachträglich noch wohler gefühlt. Weil: „Vorname Nachname Frisör“. Ich mein, wo gibt’s denn sowas noch? Tipp ich in die Gelben Seiten hinein „Frisör Nürnberg“, erscheinen spezialviele Ergebnisse, wo man sagt, ja, da hat aber jemand wohl seinen Beruf verfehlt, da wär ein großer Texter draußen geworden: Haargenau, Atmosphair, Methaarmorphose, Hairtreff, O’Haara, Keiserschnitt, Haupt-Sache, Hairinova, Haardrock, Bel-Hair, Verlockungen, Haarmonie, Hair-Force, Haarlekin, Wellkamm, ganz groß auch: Kamm-In. Der Asso Friseur bildet da schon eher so eine charmante Ausnahme, und der Cayenne Toy auch, aber weil man halt irgendwie immer meint, dabei handelt sich‘s um ein Geschäft für eher nicht so jugendfrei. Der Capillus ist derweil wohl der fürs Bildungsbürgertum, und dass die Swetlana Schamschur sich extra noch einen Salongnamen ausgedacht hat statt ihren eigenen zu nehmen, bedauerlich. Vom Besuch des Hairkillers würd ich in der Tendenz eher abraten, rein lautlich, und auf Seite ungefährsiebenundachtzig muss ich jetzt aufhören zu stöbern, weil sonst Schluckauf. Ich hab aber da noch ein paar Varianten so schmerzlich vermisst wie jetzt zum Vorschlag, falls sich grad ein Jungcoiffeur nachts im Bettchen wälzt wegen keine zündende Namensidee für den neuen Salong: Günthair und Hairmann wären scheint’s noch zu vergeben, ebenso wie Hairmaphrodit und Hairoin, Hairmeneutik und Hairkules (Bildung!), Hairpes gefällt mir gut, und warum es den Kamm-Shot noch nicht gibt, ist mir ein Rätsel. So. Bei Interesse gern PN, wie’s so schön heißt. Ich hab schon noch ein paar auf Laghair. 
Oh. Am Sonntag ist Tiergarten-Hairbstfest! Da könnten sich doch vielleicht alle Frisöre ein bisschen treffen und mit dreiwettertaftgestählter Sturmfrisur gegenseitig auf die Schulter klopfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen