Freitag, 21. Oktober 2016

Brennereitag

Hab ich doch erzählt neulich vom Unfall mit dem Fußball und dem Bier, gell? Jaa, jetzt Anschluss verloren, schnell nochmal zurückgeblättert im Devotionalienordner mit den Zeitungsausschnitten und Erinnerung aufgefrischt. Das war ja so: Man wollte eigentlich Sport, hatte aber irgendwie plötzlich Alkohol. Um mich aber in meiner buddhistisch angehauchten Lebensführung zu bestärken, hat das Karma jetzt zurückgeschlagen und sich gedacht: Da zeigen wir ihr jetzt einmal, dass das auch andersrum geht. „Tag der offenen Brennereien“ stand mordsumringelt im Kalender. Hinaus aufs Land, Stamperl um den Hals gehängt, von Schnaps zu Schnaps wallfahrten, hier ein Spottpreisschäufele, dort einen Charlesmagner, je weiter der Tag, desto lauter die Lieder, Rache am Landbewohner für alle verkaufsoffenen Sonntage, später grölende Verbrüderung, gemeinsam ins Jagdhorn stoßen und so weiter und so fort. Theoretisch. Wär da nicht die (und das ist jetzt schon ein bisschen lustig weil völligst die Unwahrheit) Schnaps(!)idee hineingesprungen, man könnte das alles ja per Fahrrad, weil Wege zu weit zum Laufen und Shuttlebus zu voll zum Stehen. Supergut, so machen wir’s! Das Fahrer-Schnickschnackschnuck entfiel zu meinen Gunsten, und da muss ich jetzt schon sagen: so ein Glück! Aber nicht wegen Schnaps. Sondern wegen Pudding. Nämlich in den Beinen. Jetzt hat ja so eine Fränkische die Angewohnheit, aus ganz malerischen kleinen Anhöhen zu bestehen. Also aus Autofahrersicht. Die sich in überraschend fiese Anstiege verwandeln, wenn man meint, sie mit dem Radl besuchen zu müssen – und dabei nicht ein E-Bike sein eigen nennt, so wie die Rentnertruppe, die fröhlich winkend an mir vorbeigesegelt ist, derweil ich in die Papiertüte atmen hab müssen und nach der ADAC-Bergrettung verlangen, weil das vom Tourguide vermeldete „da geht’s dann kurz ein bisschen rauf“ sich als ungefähr zehnfacher Burgberg herausgestellt hat, und den fährt man ja schon eh nicht auch nur einmal rauf, wenn man nicht irgendwie ein bisschen gaga. Auch ungünstig: zum Einstieg direkt drei Radler und drei Schlehe, weil da hängt dir der Wasserbauch sauber am zitternden Knie umeinander. Folge: Rest des Ausflugs in Askese, stetes Bangen vor dem HinterdernächstenKurve, wildes Querackerein wegen „oh das sah auf der Karte ganz anders aus“ und den meisten Alkohol hab ich aus dem Nachwuchsbrenner herauswinken sehen, der mit blutrotem Kennerblick und all dem Wissen seiner zwölf Lenze die Vorzüge von Willi vs. Fassgereift erläutert hat. Das Beste wird wohl sein, man bleibt künftig daheim und schützt sich vor Erlebnissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen