Freitag, 28. Oktober 2016

Smashing Pumpkins

Unter weitestgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit hab ich letzte Woche eine Bombe entschärft. Huch, Bombe, Rasterfahndung! Dabei wär hier eher die Rastafahndung angesprochen, weil ich glaub, wenn mir die Bombe runtergefallen wär bei der Entschärfsorgung, dann hätt’s am nächsten Tag geheißen in der Zeitung „Ein Viertel ist high – Unbekannte versetzen Anwohner in Drogenrausch“. Ist aber nichts passiert, keine Sorge, muss ich vielleicht höchstens noch einen Zettel an die Tonne kleben für die Müllabfuhr, „bitte nicht schütteln“ oder so. Bei dem Gefahrengut handelte es sich um eine zentnerschwere Honigmelone, wo man sagt, ja, die hätt man gern noch essen mögen als man sie gekauft hat, so ungefähr im August muss das gewesen sein, die aber aus unerfindlichen Gründen nie angeschnitten wurde Dafür in der Obstschale einen äußerst hübschen Eindruck gemacht hat neben den zahlreichen Kürbissen, die da kamen und gingen seitdem, so dass die Melone ihre Eigenschaft als Lebensmittel gegen eine solche als Dekorationsgegenstand einbüßen und folglich damit Leben hat müssen. Bis zu dem Tag, an dem mir aufgefallen ist, hoppla, hab ich mir gedacht, das ist ja fei in Wahrheit gar keine Wachsmelone! Dann hab ich’s mit der Angst zu tun bekommen. Um den Tisch mit der darauf befindlichen Obstschale bin ich nur mehr geschlichen, Erschütterungen galt es zu vermeiden, dem Forscherdrang nachzugeben und das Objekt mit Augen- und Atemschutzgerätschaft aufzuschneiden, um das Innere zu erkunden, allerdings vorsichtshalber auch, weil Wände ja bekanntlich frisch geweißelt und Gelb eher nicht so meine Farbe. Und so wie ein Huhn, das nicht weiß, soll ich davonlaufen vor dem Fuchs oder lieber gleich tot umfallen, dann lieber gemütlich nach Körnern pickt, hab ich einfach auch weiter so getan, als wär’s ein unlebendiger Einrichtungsgegenstand, die Melone. In der Zwischenzeit hohe Fluktuation an ehrlich-hinterfotzigem Gewächs: Weintrauben kaufen, hinstellen, drei Tage später oben hui, unten pfui und Schimmelsoßensee. Birne kaufen, hindekorieren wegen steinhart, optisch tagelang keine Veränderung, dann hinlangen und Birnenmusgatsch an der Hand wegen heimlicher Zersetzung. Salat in den Kühlschrank, kaum fünf Tage keine Zeit zum Anmachen, zack! Kühlschrank voller Schleim. Auf Daumenlänge zerschrumpelte Gurken, beleidigt schimmelfrisierte Rüben, verzweifelt aus dem Netz oktopussierende Kartoffeln – ist nicht schön, vor allem olfaktorisch, aber wenigstens irgendwie authentisch. Die Melone hingegen – eine fiese Sau! Dass das ganz ähnlich übrigens in Wahrheit mit Kürbissen funktioniert, vor allem mit solchen, die man wegen Kunstschnitzerei ein bisschen zu lang den Nachbarn präsentiert: viel Spaß beim Entdecken! Und wenn wir das dann alles gemacht haben, haben wir in dem Moment, in dem wir am Sonntag in den Spiegel schauen, eh genug Grusel für ein ganzes Jahr. Und wer noch Birnen hat, hebt die halt für Montagabend auf. Wenn’s klingelt. 

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