Neues vom Pubertier! Dem ja mittlerweile, ich bedauere das irgendwie, sogar ein Film gewidmet ist, doch davon ahnt es genau so wenig wie von seiner Zeitungsprominenz, sind ja keine Emojis auf dem Plakat. Zum 18., hab ich mir gedacht, ist vielleicht ein guter Anlass, um die gesammelten Werke zu übergeben. Bis dahin darf es ruhig und vermeintlich unbeobachtet vor sich hin gehirnbaustellen, weil alles andere würde womöglich den Versuchsaufbau beeinflussen. Und das kann ja keiner wollen. So. A propos ruhig. War’s ja gewissermaßen zuletzt um den Halbling. Besorgte Nachfragen um sein Wohlergehen konnte ich stets beschwichtigen, so auch jetzt, haben wir doch seit nunmehr einem halben Jahr einen Freund. Ich sage bewusst „wir“, weil der Freund nicht von der Seite des Tierchens weicht, was freilich schön ist, gewissermaßen aber auch langweilt, ergibt sich doch aus diesem Umstand nach langjährigem Scheitern jedweder Maßregelungsversuche endlich eine probate Repressalie. Nach „Handyverbot? Mir doch egal.“, „Fernsehverbot? Wen juckt‘s?“, „Hausarrest? Dein Pech!“ zeigt allein die Androhung einer Kontaktsperre mit dem Burschen meist ganz erstaunliche Wirkung statt Tobsuchtsanfall, was neben dem überraschenden Erreichen des Klassenziels („Entweder du reißt dich jetzt zusammen oder gehst über die Sommerferien in Klausur.“) auch allerlei andere Wunderlichkeiten nach sich zieht. Die Pubertiere nämlich sind sich selbst genug. Verlangte das Kind früher dauernd nach Bespaßung und Partizipation, so stellt nun ein gemeinsames Abendessen eine ausgesprochen lästige Unterbrechung des Ganztagstelefonats dar – das übrigens in Form eines Austausches von Voicemails statt eines profanen Dialogs stattfindet. Wenn nicht miteinander gehandyt wird, so wird etwas unternommen. So zumindest heißt es im Jargon. Denn die dem Pubertier zueigene Faulheit, pardon: Dauerschwäche potenziert sich. Man liegt gemeinsam auf der Couch, gemeinsam im Bett, gemeinsam auf dem Boden, vereint im Weltschmerz der allgemeinen Gesamtungerechtigkeit, die sich in empörenden Aufforderungen wie „Kommt ihr zum essen?“ manifestiert. Hab ich sie damals auf die Blaue Nacht mitgenommen. Gesagt: Los, rumräubern, Sachen entdecken, Mist bauen, was auch immer! In drei Stunden wieder hier. Hättest von mir früher höchstens noch eine Staubwolke gesehen. Also: gesagt, getan? Denkste! Das junge Elend verbrachte den Abend in Demutshaltung, nämlich zu unseren Füßen liegend, schweigend leidend unter der Zumutung der Aufforderung, etwas zu erleben, womöglich gar ein Abenteuer. Unerhört! Zum Glück geht die Schule bald wieder los, das gibt Struktur und man muss schon nur noch den halben Tag gegen schlimmen Freizeitzwang von außen kämpfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen