In den vergangenen Tagen war ich vergleichsweise selten baden. Während ich nämlich zu Beginn der Hundswochen mit gleichwohl interessiertem wie verstörtem Blick beobachtet habe, wie Menschen einer Arbeit nachgehen oder gar ein Tagwerk verrichten, während es mir kaum möglich war, auch nur einen sinnvollen Einkauf zu erledigen, weil auf dem Weg zum Ladengeschäft immerzu ein U-Bahnschacht liegt, vor dem ich spontan ein Päuschen einlegen muss, um die schweißigen Strähnen in der kühlen Brise zu trocknen. Nach ein paar Stunden wach ich dann wieder auf und das Geschäft hat zu. Also während jedenfalls das alles so vor sich hinplätscherte, stellte sich heraus, dass sich im Freibad weder ein Haushalt führen lässt (ja schlimmer noch: In meiner Abwesenheit haben verschiedene Einbrüche stattgefunden, bei denen die Eindringlinge schwere Verwüstungen hinterließen. Dreck haben sie auf den Boden geworfen, alle Klamotten darüber verteilt und auch noch den Kühlschrank geplündert!) noch ein Geld verdienen. Also trifft mich das herbe Schicksal jedes Einwohners beliebter Urlaubsländer, und ich muss schnöde Pflicht erledigen, derweil der Pöbel durch die Gassen kontempliert und sich wundert, wie ein Mensch bei diesem Götterwetter irgendeiner Arbeit nachgehen kann. Oder zumindest, wieso der irre Deutsche nicht Siesta hält so wie sich das gehört. Während ich’s so tippe fällt mein Blick übrigens auf mein bandgeschmücktes Handgelenk und ich fühle mich spontan an Rollbraten erinnert. Wasserspeicher geht anscheinend auch in den Händen. Wie das dann so aussieht bei der Arbeit möchte ich im Fortfolgenden kurz beispielhaft skizzieren: Ankunft, Begrüßung, Gesprächsbeginn. Unterbrechung meinerseits nach fünf Minuten: „Bitte verzeihen Sie, aber ich muss an dieser Stelle kurz abbrechen – ich schwitz nämlich dermaßen, dass ich nichts mehr sehe.“ Ein Satz, den man für gewöhnlich eher selten hört und ungern äußert, da er zumeist doch für Befremden oder gar Ekel sorgt. Nicht so dieser Tage. Denn während sich bei sagen wir 25 bis 30 Grad die Bevölkerung in zwei Gruppen teilt, wobei in der einen heftig transpiriert und in der anderen heftig despektiert wird, muss momentan auch der letzte körperfunktionale Kontrollfreak die Segel streichen. Jeder. Mensch. Schwitzt. Ich find das gut. Hat man sich mit diesem Umstand erstmal abgefunden, entspannt das ungemein. Man meldet sich mit tellergroßen Unterbrustflecken an der Arztrezeption und erledigt mit patschnassem Hintern den Einkauf. Man tropft in der Apotheke fröhlich vor sich hin und engagiert sich im Bus als Betreuer für Rohrschachtests auf Mitfahrerrücken. Folgerichtig wurde meinem Pausenruf nicht mit Anwiderung begegnet, sondern reichte man mir verständnisvoll-beflissen ein Tuchpaket, aus dem ich mir ein Schweißband wand und wenig schicklich, dafür wieder sehend mein Tagwerk verrichten konnte.
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