Freitag, 16. November 2018

Hexenborste

Donnerstag ist immer ein sehr guter Tag, um einmal ein bisschen im Augenbrauensegment nach dem Rechten zu sehen und bei gegebenem Anlass für Ordnung zu sorgen. Also eigentlich immer. Gut ist das deswegen, weil das hebt und klärt den Blick, sagt die Brigitte, und hernach kann man gleich wieder viel besser bescheiden Komplimente für den so natürlich gewachsenen Augenbrauenschwung entgegennehmen. Und außerdem kann man nicht ausschließen, dass während man den Blick so in den Zehnfachvergrößerungsspiegel schweifen lässt sich irgendwo eine gute Fee mit Hacker-Skills in den Computer hineineinwählt weil sie sich denkt, Mensch, heut hab ich einmal so richtig Lust, ein außerordentlich gutes Sofa zu schreiben, und dann drehst du dich nach drei Stunden Renovierungsarbeit wieder zum Bildschirm und plötzlich ist da ein wunderbarer Text und der ist auch schon weggeschickt und die gute Fee hat auch noch einen Zettel an den Bildschirm gezaubert auf dem steht „Mensch Wasmeierin, ich hab mir gedacht, heut genießt du einmal ein bisschen die Sonne, also ab mit dir!“ und dahinter hat sie dann noch so in ganz süß wie früher ein zärtliches *klaps* gemalt. Das passiert jetzt aber gar nicht so oft wie man meinen könnte, gute Feen sind anscheinend recht beschäftigt, also anderweitig. Aber man kann wie gesagt nicht sicher sein, und deswegen lieber sehr akribisch mit eineindreiviertel Augen im Spiegel und das übrige Viertel linst aufmerksam-verstohlen auf den Bildschirm, quasi Schneckenteleskopauge, so kann man sich das also grad bei mir vorstellen. Jetzt ist dann aber irgendwann auch der wirklich allerletzte unsichtbare Augenbalkenstoppel ausgemerzt und das Stielauge ermüdet und dann purzelt der Blick ein bisschen umeinander und jetzt stellst du dir nicht vor, was ich da entdeckt hab! Erst so: Jessas, da hat aber der neue Schal wieder eine Mordsfaser verloren, die du dir da ans Kinn geschmiert hast!, und dann plötzlich ist das aber überhaupts gar keine Wolle sondern hast du einfach spontan über Nacht sozusagen einen Rauschebart bekommen. Sofort natürlich Panik, Chlorbleiche, Flammenwerfer, Atemübung, weil beinahe wär man mit dem Mordsmakel aus dem Haus gegangen! Da fragt man sich auch schon, wie das eigentlich geht, so rein körperbiologisch. Weil da verbringst du täglich ja mehrere Stunden vor einem Spiegel mit allen ausleuchterischen Raffinessen, und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen hat sich ein schwarzes Haar zum Beispiel auch schön mittig auf dein Dekolletee hinaufexplodiert, und das winkt dir dann zu und sagt „Verleugne deine Gene nicht!“ und du sagst „Doch!“ und musst es ausreißen. Die meisten Menschen. Manche, hört man, kultivieren sowas dann und Haaröl und Streicheln und nennen es zärtlich „Mein Glückshaar!“ Aber so weit bin ich noch nicht. Ach schau, schon ist das Blatt voll. Dieses Sofa wurde geschrieben, während Frau W. vorsichtshalber noch akribisch die Nägel gefeilt hat. Herzlichen Dank und ein schönes Wochenende, Ihre gute Fee! 

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