PFRÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜHLING! Jetzt aber wirklich, Herrschaftszeiten!
Woran merken wir das? Richtig: Der Mensch muss hinaus – auch der, der sich dort
sonst nicht so oft aufhält. Es kommt zu Verhaltensunsicherheiten,
Auflaufunfällen und Handgemengen, weswegen der Mensch eine Stadtflucht
betreibt. Wohin er muss, weiß er dank des Blütenbarometers, zeigt das doch nach
„Aufbruch“ und „Mausohr“ nun die volle Kirschbaumwolke an, und sogleich will
man nichts lieber als raus in die Fränkische und sich
wonneproppenpudelwohlsattsehen an dem weißen Duftemeer … „Es ist“, hab ich
wenig später gesprochen, „eh viel schöner, wenn man nur so einen einzelnen
Blühebaum anschauen kann und außenrum noch alles eher braunkahl ist. Das wirkt
dann auch gleich viel besser.“ Eine Radltour war einberufen worden, man müsse
ja sogleich in die Natur, alles sprießt und schießt und ausschlagen tut’s auch,
Wiesen und Felder gelte es zu erschließen – und deswegen folgerichtig in den
Wald zu fahren. Das ist in Ordnung, hab ich mich gefügt, so viel Sonne auf
einmal, das verträgt der Käseleib nicht richtig gut und auch in so einem Wald gibt’s
ja viel zu forschen. Freudig hab ich darum zur Kenntnis genommen, dass die
Mitfahrer auf die neongelbe Profisportausrüstung weitestgehend verzichtet und
als Zugeständnis auf die Aktivität lediglich Sneaker statt Kalbslederne gewählt
hatten. Doch freilich drohte Ungemach. „Schmausenbuck??“ hab ich gejapst und
mich grad noch davon abhalten können, mich rechts in den Straßengraben fallen
und die Reisegruppe heimlich an mir vorbei vorbeiziehen zu lassen. Von
„gemütlicher Radltour“ sei die Rede gewesen, nicht aber von einer
Alpenüberquerung, hab ich dann auch sogleich gemault, während ich versucht hab,
horizontal stehend mein Stadtrad eine felsene Steilwand hochzuschieben und
dabei bitter zu bereuen, die Trendsohle statt der wuchtigen Schneespikes zum
Umschnallen gewählt zu haben, mit deren Hilfe ich mich ins steile
Sandsteinwegewerk hätt unten hineinstemmen können, derweil die rechte Hand das
Rad balanciert und die linke mit der Spitzhacke oben Halt sucht und Menschen in
neongelber Profisportausrüstung fröhlich pfeifend und hämisch grinsend links
und rechts und über mich hinwegschanzend überholt haben … Naja. Es war dann
doch recht schön, hier und da hat einmal was geblüht in, äh, IM Braun, ich hab
„die Stelle, an der Martin sich neulich den Halswirbel gebrochen hat“
zielsicher ebenfalls gefunden, wenn man nicht gut aufpasst, kann man sich über
die vielen Spaziergänger kilometerweit tief drinnen in diesem Urwald wundern
und nicht merken, dass man eigentlich seit Stunden einfach nur parallel zur
Hauptstraße fährt, und den freundlichen Damen, die uns vom Rastbankerl aus bei
der „große oder kleine Runde“-Entscheidung assistiert haben, möchte ich kurz
Entwarnung geben: Wir sind dann doch nicht verloren gegangen ... Naja. Nächstes
Mal zieh ich wieder Kreis auf der Verkehrsinsel. Oder red halt blumig daher.
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