„Au ja, sehr gerne! Und dann“, hab ich letzte Woche mich gefreut und aufgeregt die speckigen Patschehändchen aneinandergerieben, „suchen wir alle im Garten Osternester, das wird toll!“ und sprang von dannen. Denn es trug sich zu, dass alle Jahre wieder sich die Erbmassenverschleuderer ihrer katholischen Herkunft entsinnen und – Volkstrauertag? Trauern kann ich auch allein! Christi Himmelfahrt? Ich fahr vielleicht hinab, und zwar zur Kärwa! – in bestem Niederbayerisch das höchste Fest begehen möchten. Erstens weil Leben im Allgemeinen, zweitens weil Auferstehung im Speziellen und drittens weil noch spezieller der Quartiershandwerksbäcker so ein sakrisch gutes Osterbrot macht. Sogleich wird also zur Speisung gerufen. Denn es hat ja schließlich ein jedes Mitglied des erweiterten Kernfamilienbundes eine unglaublich entbehrungs- und tränenreiche, wenig kalorien-, dafür aber äußerst disziplinvolle, weit über vierzigtägige Fastenzeit mindestens aus respektvoller Ferne bei einer nicht weiter erwähnenswerten Anverwandten zumindest beobachtet, und so gilt es mit großer Erleichterung dieses Fasten zu brechen und sich im lukullischen Bade zu suhlen wie das Schweinderl in seinem Trog. Man muss eh auch an Ostern immer noch so viel Verzicht üben, beispielsweise auf Großvaters Hasen muss man verzichten, Deutsche Widder, schön dick und riesengroß und flauschig, denen wir erst im Garten die Babyschlappohren gestreichelt haben, sie später im Stall beim Verschlingen großer Rüben bewundert, noch später als glänzend-rosane Lachse über dem Zaun hängen gesehen und noch später uns um die besten Teile zum böhmischen Knödel gestritten haben. Jetzt gibt’s also Osterbrot in Lämmchenform, „jaspinnstjetztduichfärbdochkeineeiermehr“ (vgl. Adventskranz, der; Kindheitstrauma, das), und die mütterliche Motivation, Quarkteig in Hasenform zu backen um dann hinterher sehr oft sehr unkatholisch erklären zu müssen, es handle sich trotz gewisser Ähnlichkeiten hierbei mitnichten um den berühmte Osterfußball, Kreizdeifi, lässt auch zu wünschen übrig. Was bleibt, ist die Nestersuche und die damit verquickte Erinnerung der Glücksseligkeit, wenn man nach mehrstündigem Gründeln auf drei Stockwerken zwar immer noch kein Schokoei, wohl aber die wegen drohender Verderbnis im Kindesalter eingezogene Bravo-Sammlung von 1990 unterm Kamin wiederfindet und dann zwar 20 Jahre zu spät, aber besser als nie, die wirklich wichtigen Dr. Sommer-Fragen nacharbeiten kann. Ich also Knieschoner angeschnallt und „kann losgehen!“ und proaktiv Versteckplätze vorgeschlagen und vorsichtshalber schon einmal ein Schokoladenei in der Hosentasche angeschmolzen und großflächig im Gesicht verschmiert, Kriegsbemalung und so, man möge gefälligst Nester verstecken am Sonntag und am Montag auch, wegen dem heiligen Spirit! „Weißt du was du kannst, wenn du dich unbedingt im Garten betätigen willst?“, hat da der Erbmassenverschwender gesprochen. „Den Kompost einmal umgraben, das kannst du machen. Die Schokoeier liegen drin auf dem Esstisch.“
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