Freitag, 13. September 2019

Aussperrkarma

Ich glaub ja nicht an viel so Esofirlefanz, aber an Karma glaub ich ganz feste. Dass man da so ein Punktekonto hat und wenn man nett ist wird das voller und dann hat man manchmal Guthaben und dann kommt wieder was zurück von einem anderen Karma oder so. Und deswegen glaub ich auch daran, dass das Karma schon alles richten wird. Menschen, die blöd sind, werden schon gerichtet. Also nicht hin. Aber halt: Die kriegen es eh immer zurück, man muss nur einfach sich entspannen und abwarten und dann kommt die Karmastrafe. Das gilt natürlich auch für Menschen, die zu mir blöd sind. Blöderweise gilt das – ja, nur fair – auch für mich, wenn ich zu Menschen blöd bin. Und so muss ich jetzt leider öffentlich Abbitte leisten auf den Knien, in die mich das Karma gezwungen hat, just nachdem ich mit feisten Backen mit der Ausführung über Adoleszenz und Vaterratschläge abgeschlossen hatte. Weil genau eine Stunde später bin ich 15 Kilometer von meinem Schreibtisch entfernt auf einem Parkplatz gestanden und hab gerufen. „Ja!“, hab ich gerufen, „Ist gut jetzt, ich hab verstanden!!“ und dabei dem Karma mit der Faust gewinkt. Eben jener selben, mit der ich eine Sekunde vorher grad noch mit einem Wahnsinnstaucheinsatz wo du sagst: brennender Tiger durch Zirkusreifen ist nichts dagegen, in mein Auto hineingehechtet bin und mit der Handbremse freundlich ihm erklärt hab dass wir vielleicht lieber doch nicht ohne Gang, dafür aber schön Schwung weiter versuchen, in die Besucherparkplatzschranke einzudringen, sondern einfach kurz warten, bis geöffnet wird. Gestanden bin ich auf dem Besucherparkplatz umeinander, weil – da schon ein kleines Vorschussdanke ans Karma – mein Autoschlüssel in der Hosentasche war. Nicht in der Hosentasche war jedoch der Wohnungsschlüssel, stattdessen aber der vom Keller, und deswegen bin ich vorher im Verschlag gestanden, hab aufs Kistl altes Bier geblickt und mich gefragt, ob eine Option sein könnte, einfach mich aufs Bierkistl zu legen, zu schauen, wie weit es her ist mit dem Verfallsdatum, und dort ein bisschen zu weinen. Weil in die Wohnung hinein hab ich nicht können und auch sonst nichts tun. Das war um ehrlich zu sein schon auch mal mein Ursprungsplan, „gar nichts machst du heut Nachmittag, das wird wunderbar“, und ein bisschen hab ich mir die Ohren zugehalten dabei, damit ich die freilich übrige Arbeit nicht so laut rufen hab hören müssen. Aber schau: Wünsche ans Universum funktioniert auch. Aber wie man’s macht macht man’s falsch. Jetzt ist man freilich doch ein bisschen erwachsen geworden und hat darum natürlich Wohnungsersatznotschlüssel um sich herum verteilt, also zumindest einen, und aber den schön grad über die Straße drüber, wenn’s einmal pressiert. Nur wenn’s einmal pressiert dann sind Wohnungsersatznotschlüsselinhaber leider sehr weit weg, also um genau zu sein einer von beiden in Hamburg zufällig, da hab ich also noch Glück gehabt mit den 15 Kilometern nur im Süden. Jetzt jedenfalls bin ich ganz verschwitzt. Vielleicht sollt ich mich doch einfach im Keller aufs Bierkistl kringeln und Helm tragen und abwarten, was noch so passiert. Schlimmstenfalls findet man mich dereinst als Axolotl wieder.

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