Von Winterschuhen kann ich immer noch nicht künden, dafür aber wohl von Siebenmeilenstiefeln – nämlich, in denen der Advent voranschreitet. Ein-, zweimal nicht richtig aufgepasst, und schon ist das dritte Kerzlein entzündet wie auch deine Augen, die wund von Heizungs- und Geschäfteluft hineinstarren in die Kalender und Kataloge und nicht wissen, wie das noch alles klappen soll. Ich, wie immer: tiefenentspannt. „Ich kauf euch nix, ich bastel nur!“ hab ich vor Wochen schon vermeldet und bin selbstverständlich verspottet worden. „Du! Innere Einkehr! Stille! Basteln!“ hat ein ehemaliger Bekannter hämisch ausgerufen als ich sprach von handarbeitender Meditation und dass alljährlich, wenn dieser unbedingte Aktionismus endlich einer regnerischen Zwangspause unterworfen wird, mit der großen Ruhesehnsucht sogleich der unbedingte Wille zum Erschaffen in Erscheinung tritt. Eremitengleich die Anlage, die tief im Kern meines Wesens verborgen schlummert, um dann mit tosender Gewalt hervorzuexplodieren und Anschub zu bekommen von gewissen Algorithmen, die mir täglich mehrfach tolle Videos von einem tollen bayerischen Rentnersender unterjubeln, dem ich mich neuerdings sehr verbunden fühle, gekleidet in das wärmende Gewand der Nächstenliebe, und wenn auch nur ich selbst die nächste bin. So also bin ich dem Bayern 1 verfallen und schau mit kringelnden Spiralpupillen, wie einfach Schönes zu kreieren geht. Hab ich dann herausgefunden, wie’s funktioniert, stürz ich mich in die Massenproduktion, weil wenn man den großen Topf eh schon einsaut dann kann man auch „Apfelmus wie bei der Oma“ hektoliterweise machen, die originale Dahoam-is-Dahoam-Meerrettichsuppe zum portionsweise einfrieren und einen Lebkuchenlikör und Eierpunsch so, dass alle lang was davon haben. Mit eben jener Zuversicht hab ich mich ins Jahresprojekt gestürzt und verlautbart, es gebe aus Gründen der Mäßigung, Nachhaltigkeit und Upcyclerei für jeden hübsche Vogelhäuschen, und zwar handgefertigt aus Porzellan. „Was“, merkt hier mein privater Hofnarr an, „das Bayern 1 dir halt immer nicht verrät, ist, was du dafür an Werkstatt alles erstmal kaufen musst!“ und also hab ich mit wehenden Bastelfahnen zwar flugs im Sozialkaufhaus die allerschönsten Porzellane erstanden, mit gleich viel weniger wehender Beflaggung im Baumarkt würgend Eisenstangen, Glasschneider und Spezialschrauben gezahlt um noch später als begossener Schwitzpudel das Projekt ad acta legen müssen. Doch der Bayerneins, mein Freund und Helfer, wusste Rat, und so produziere ich seit Wochen parallel höchst nachhaltige Windlichter mit raffinierter Eisblumenoptik und liebevoll handgegossene Trinkschokoladen-Stücke, die ich in einer Panikreaktion allsamt schon verschenken musste, nachdem auch hier sich außerplanmäßig eine Eisblumenoptik zu zeigen begann. Wenn noch jemand Tipps und Kniffe braucht zum flugsen Weihnachtsbastel: Bitte melde dich! Ich hab ja jetzt Zeit.
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