Man macht ja vergleichsweise wenig, wenn man daheim in
Quarantäne hockt. Freilich muss man sich ums leibliche Wohl sorgen, freilich
kann man die Zeit daheim so super nutzen, freilich sich auch ins süße Nichtstun
legen und angestrengt gesunden. So ist dann also dank der Bemühungen eines
exquisiten Netzwerkes der Kühlschrank zum Bersten gefüllt mit Vorräten für drei
Jahre, die Fenster blitzeblank geputzt, der lang geplante Gedichtband
geschrieben, und während man am Ende dieses erfolgreichen ersten Tages so
daliegt und sich fragt, was man die restlichen neun Tage machen soll, laminiert
feinster Saharablütenstaub die Fenster und es drängt sich der Gedanke auf, dass
der Kleiderschrank auch morgen noch ausgemistet werden kann oder nächstes Jahr reicht
auch noch und zur Belohnung ersteinmal eine Pizza bestellt wird,
Vorratsspeisung halt ab morgen. Und dann gehen die Gedanken spazieren, in
meinem Fall tief hinein in mein Textarchiv. Und da hab ich etwas gefunden, was
mich fast ein bisschen erschreckt und mich zu einer Entscheidung gebracht hat,
die manch einem wohl einen „Na endlich!“-Jubelschrei entlocken wird, anderen
vielleicht doch zumindest in ein kurzes bedauerndes Achselzucken. Es ist lange
her, dass mich ein alter Mann gefragt hat, ob ich ihn nicht beerben und „das
Sofa“ künftig an seiner statt schreiben möchte. Er sei alt, ausgelaugt und
nicht nur des Nachtlebens, sondern auch des Glossierens überdrüssig. Ich
hingegen war jung, frisch und brauchte das Geld, und so hab ich mich mit viel
Effet und ohne jede Ahnung hineingestürzt in dieses Abenteuer, das einst als
„Partykolumne“ mit viel Nacht und Schnaps und Oléolé begann und heute, über
zehn Jahre später, die nurmehr traurigen Abhandlungen einer alten Frau sind,
die es allabendlich kaum erwarten kann, aufs Sofa hinauf zu kommen statt von
diesem herunter. Ich bin ausgelaugt und nicht nur des Nachtlebens, sondern auch
des Glossierens überdrüssig, hab alle Worte schon verdreht und jeden Satzbau in
Unordnung gebracht, und während andere Menschen Katzen als Krafttier oder
wenigstens Kleinkinder haben, muss ich immer alles selbst erkennen. Während
früher ein jeder Gedanke, den ich hatte, flugs zu Papier und in die Zeitung
gebracht wurde, trag ich ihn heut zum Therapeuten – und obwohl ich das Geld
schon immer noch brauchen tät, muss jetzt ich für meine Reflektionen bezahlen
anstatt umgekehrt. Kurz und gut: „Gute Nacht, Freunde. Es ist Zeit für mich zu
gehen. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas
im Stehen!“ Dieses heutige, 450.(!) Sofa wird mein letztes sein. Danke für eure
Aufmerksamkeit – wir sehen uns, schön tagsüber. Und dann blick ich dir tief in
die Augen und sag: HAHAHA REINGELEGT!! APRIL APRIL!! Das glaubst du doch wohl
selbst nicht, dass ich hier freiwillig aufhör! Und wenn es in 50 Jahren „Runter
vom Sarg!“ heißen muss! HAHAHA!!
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