O Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund! Ach was Seele – Körper würde mir voll und ganz reichen, ich bin da gar nicht so anspruchsvoll. Aber Körper wär knorke! Weil sagen wir mal so: Also ganz arg vielleicht könnt ihr eure Zapfanlagen wieder einstecken, denn es ist nicht erforderlich, mich als den letzten unverwundbaren Menschen auf Erden irgendwo in einer geheimen Anlage für den Notfall zu konservieren. Ecce homo! Oder wie der Lateiner sagt: Memento mori – auch du bist sterblich! Dafür war ausnahmsweise nicht notwendig, mir auf meinem goldenen Schlachtwagen hinterherzulaufen und mich zwischen Seifenblasen und Lorbeerkranz vom Größenwahn abzuhalten wie sonst üblich in der Geschichte, sondern es hat gereicht, dass die Strafe justamente auf den Fuß folgte und mich ab Donnerstag erst ein juckender Hals („sicher nur der Heuschnupfen“), am Freitag lautes Niesen („dieser Heuschnupfen!“) und am Samstag ein blutroter Strich auf einem Teststaberl begrüßt haben. Was mir eine große Schwäche eingebracht, meinem Umfeld aber kaum mehr als eine höfliche Kenntnisnahme abgerungen hat. Komisch auch. Wir erinnern uns, heute vor zwei Jahren: „AB EINER INZIDENZ VON 35 MACHEN WIR DEN LADEN DICHT, KEINER VERLÄSST MEHR DEN UMKREIS VON 10 KILOMETERN, BLEIBT GEFÄLLIGST DAHEIM!! Heute: „Haha witzig, bald müssen sie oben an der Tagesschau noch einen Streifen Bildschirm ankleben um die Inzidenz komplett zu zeigen, machen wir morgen Ausflug?“ – „Nee kann mir Benzin grad nicht leisten.“ Hauptsache Freedom-Day, den ich lieber gern künftig als D-Day bezeichnen würde: Tag der Durchseuchung. Nur gut, dass der Onkel Lauterbach und der Onkel Drosten (uns) auf den Booster gesetzt haben! Der Himmel weiß, wie’s sonst hier zugehen würde, aber das können wir ja demnächst alle die 15 Millionen Menschen aus Afrika fragen, wenn sie von außen schüchtern ans Fenster vom Deli klopfen und sagen, dass sie doch auch nur gern ein bisschen was zu essen gehabt hätten. Aber hey – lasst euch den Appetit nicht verderben, das geht auch vorbei. So wie dieser mein Corona-Kampf auch, den ich vorerst verloren habe. Wir kennen das aus der Bibel: Bei Covid gegen Goliath hat auch am End der Kleinere gewonnen. Häng ich also daheim, eingesperrt in eine auf Schuhkartongröße zusammengeschrumpften Wohnung, zwischen mir und dem sich zu einer pulsierenden … Naja. Wie’s dem Mann geht? Also naja: Ich weiß nicht genau, ich hab ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen, der ist ja jetzt im Keller. Ob ich ihn hochholen sollte?
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