Gestern war ich BH kaufen. Tsetse, über sowas spricht man doch nicht? Aber freilich doch sehr wohl, denn die nachfolgenden Ereignisse gehen uns alle an, und außerdem haben wir hier doch eh neuerdings so viel Liebe, Sex & Zärtlichkeit, dass ich mich frage, wann unsere schöne Zeitung wohl in BRAVO umbenannt wird, meinethalben auch das fränkische Äquivalent: BASSD SCHO. In der heutigen Ausgabe unserer beliebten BASSD SCHO möchte ich meine jüngsten Erkenntnisse mit euch teilen, nämlich dass ich seit gestern weiß, wieso Menschen, deren einziger Lebensverdienst es ist, auszusehen, und die dafür im Gegensatz zu mir gut bezahlt werden, genau so genannt werden wie eine „Hohlform zum Formen z. B. von Ton, Gips, Wachs oder Gebäck“. Nämlich: Model. Das sind diese Holzformen, in die man einen Klumpen Lehm hineindrückt oder Salzteig und wieder heraus holt man kunstvolle Fliesen oder filigrane Szenerien mit Alpenblick und Schnörkseln. Im Moment des Erkenntnisgewinns stand ich vor einem Spiegel in einer mitteloptimal ausgeleuchteten Umkleidekabine, blickte mein Gegenüber an und musste spontan ein Geräusch von mir geben, dass irgendwo zwischen Lachen und Schluchzen lag. Weil im Gegensatz zu unserem hölzernen Model oben verhält es sich beim durchschnittsmenschlichen so, dass man keinen Teig hineindrückt, sondern man selbst der Teig ist, der in etwas hineingepresst wird und im besten oder dann eher schlechtesten Fall diese Form beibehält. So wie ich, die ich mich fragen musste: Werde ich jemals wieder nicht mehr aussehen wie ein Rollbraten? Schuld daran war eine wirklich sehr hilfsbereite junge Dame im Miederwarenfachgeschäft. Weil man ja, hat sie mir erklärt, beim bügellosen Brustgeschirr irgendwo anders einen Halt herbekommen müsse, damit der Vorbau nicht auf lustige Wanderschaft geht und dann anderen Passanten entweder unterm Leibchen durch oder oben aus dem T-Shirt-Kragen heraus gut gelaunt zuwinkt, also deswegen müsse alles andere dann schon eher recht straff sitzen. Hat sie gesagt und mir zum Beweis („Ich darf doch mal eben …“) die Träger um 17 Zentimeter enger gestellt, woraufhin ich mich sogleich einerseits wie eine französische Hofdame des Rokoko fühlte und meine Oberweite so eng am Kinn wie ich selbst der Ohnmacht nahe war, andererseits wie Jesus, nur dass ich nicht Brot vermehrt habe sondern vielmehr Brüste: vorne vier, hinten acht. „Ich bin mir nicht sicher, ob das so gehört“, hab ich aus der Spitze rausgepresst und mich dabei auf Bauchatmung konzentriert. „Doch doch, das ist jetzt nur ungewohnt am Anfang, und dafür haben Sie dann ein irre tolles Freiheitsgefühl“, sprach das junge Ding während in meinem Kopf die Ärzte das Lied von Gwendolyn sangen … Sagen wir mal so: Ich glaub, ich lass das mit der Model-Karriere. Auch wenn’s mir wirklich schwer fällt.
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