„Meine Katze wie sie leibte und lebte“ schrieb neulich eine Freundin unter ein Foto. Darauf zu sehen: Ein Fellknödel vom Format mindestens eines durchschnittlich rekordverdächtigen Zuchtkürbisses, aus dessen Enden zwergenhafte Stummelbeinchen ragten sowie ein winzigkleiner Kopf, um dem Betrachter die Orientierung am Tier freundlicherweise zu erleichtern. „LEIBTE!“, hab ich da verliebt ausgerufen, „damit kann ich mich identifizieren! Ich leibe auch ganz besonders erfolgreich zur Zeit!“ Einen Vorteil hat die Fellkugel jedoch vor mir, nämlich einen Pelz, der die Speckrollen sorgfältig kaschiert und die Behauptung unterstreicht, das gewählte Outfit trage nur ein wenig unvorteilhaft auf. Ich habe sowas nicht und muss mir dafür mit zeltgroßen Wolljacken behelfen, die allerdings sagen wir mal so die Agilität und filigrane Eleganz, mit der ich sonst durch die Welt zu schweben pflege, spätestens nach dem gewaltvollen Verschluss des Wintermantels empfindlich einzuschränken pflegt. Fällt mir ein Handschuh auf den Boden, muss ich mit hochrotem Kopf Passanten um Hilfe bitten oder mit gleicher Gesichtsfärbung äußerst peinliche Verrenkungen vollziehen, um das Missgeschick auszubügeln. Jetzt kannst du sagen: Superclever, weil Winter, Eisbär, Isolierung. Oder du stehst da und wunderst dich, schließlich hast du gelernt, dass du nach dem Essen ruhn oder tausend Schritte tun sollst als ausreichende Maßnahme. Ich hab mir da mal ein paar mathematische Gedanken dazu gemacht, die vielleicht als vorweihnachtlicher Erklärungsansatz zum Thema „Explosionsartige Gewichtszunahme in Folge weniger klitzekleiner Adventssünden“ gereichen. 1000 Schritte, das entspricht ungefähr 40 Kalorien und die wiederum dem Gegenwert einer Grapefruit. Rechnen wir kurz einen durchschnittlichen Adventstag durch: Pizza Salami zu Mittag in der Redaktion „weil wir so viel geschafft haben dieses Jahr und Hanne eins ausgibt“: 400 Kalorien. Danach vier Vanillekipferln vom Kollegen „zum Probieren“: 480 Kalorien plus Lebkuchen „Gruß vom Chef“: 425 Kalorien. Später gemeinsamer Besuch mit Freunden auf dem Christkindlesmarkt. Hier traditionell Genuss einer schönen Portion Schaschlik: 450 Kalorien, darauf eine belgische Waffel mit Sahne: 600 Kalorien und den ersten Glühwein: 210 Kalorien sowie darauffolgend direkt einen zweiten, „und zwar mit Schuss bitte“: 260 Kalorien. Es folgen große Fröhlichkeit und unweigerlich ein Hunger auf Bratwurstsemmel: 350 Kalorien, gebrannte Mandeln „aber nur eine Handvoll“: 500 Kalorien sowie drei weitere Glühwein „so jung kommer nimmer zam“: 650 Kalorien und „eine Runde heißer Schnabbes für alle“: unbekannt. Die so leichthin gesammelten 4325 Kalorien können wir problemlos wieder abarbeiten, indem wir am Folgetag 45 000 Schritte tun – was je nach Schrittlänge einer Strecke von 27 bis 36 Kilometern entspricht. So. Ich wünsche besten Appetit. Und einen köstlichen dritten Advent.
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