Gestern Abend wollte ich etwas eintuppern. Schön Reste vom Dinner, damit das tags darauf nochmal ein schönes Mittagessen ist. Leider war mir das Eintuppern nicht möglich, denn bei einem Blick in die einschlägige Tupperaufbewahrungsabteilung fand sich nicht nur keine geeignete Schüssel, sondern schlichtweg gar keine. Das ist jetzt erstmal nicht so unfassbar verwunderlich, schließlich kennt man den Circle of Tupperware, der dem Circle of Jutebeutel oder dem zumindest Rauchern bekannten Circle of Feuerzeug stark ähnelt: Einer hat’s, dann hat’s schwupps der andere und es kehrt nie mehr zum Ursprungsbesitzer zurück. Weil ich aber sehr sicher war, dass ich in den letzten Monaten sehr wenige Speisen an andere Menschen verteilt habe, um genau zu sein nämlich gar keine, stand ich vor einem Rätsel, dessen Lösung mir erst nach einigem Grübeln einfiel: Wir puzzeln ja jetzt! Ich sage absichtlich „wir“, obwohl ich meine zumindest freiwillige und aktive Beteiligung an dieser schrecklichsten aller Freizeitbeschäftigungen weit von mir weisen möchte. Schon alleine aus dem Grund, dass es sich bei der vorliegenden Geduldsprobe um ein, Achtung, 1000 Teile-Puzzle handelt – ja spinn ich denn? Ich kann mit einiger Bemühung vielleicht einen 100-Euro-Schein wieder zusammenpfriemeln, der im Streit versehentlich in zwei Teile zerrissen wurde, das schon. Aber 1000 Teile? Niemals! Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei dem zerborstenen Bildnis um eine zwar durchaus pittoreske, aber für Puzzlerei völlig unzumutbare Landschaftsaufnahme handelt, die zu relativ gleichen Anteilen aus folgenden Bildbestandteilen zusammengesetzt ist: 30 % blauer Himmel, 30 % grüne Bergwiese und 30 % grauer Berg. Anhaltspunkte fürs richtige Zusammensetzen: null, völlig korrekt. „Ja spinnst jetzt du?“ hab ich mich freundlich erkundigt, als der Mann stolz seinen neusten Besitz präsentierte. „Hab ich im Gebrauchtwarenhaus gefunden, ist noch originalverpackt“, freute sich der so Befragte und wedelte mit einer großen grünen Schachtel, in der es verhängnisvoll raschelte. Sogleich machte man sich ans Werk, und jetzt kommt das „wir“ wieder ins Spiel: Ich puzzle gewissermaßen, obwohl ich jede Bitte um Hilfe weit von mir gewiesen habe, mit, denn schließlich will so ein 1000-Teile-Puzzle ja auch irgendwie aufbewahrt werden, und das geschieht am besten auf einer sehr großen Kartonage, die mehrfach täglich vom Ess- auf den Couchtisch jongliert wird und wieder zurück … Außerdem trockne ich die Tränen des Mannes. Nicht. Seit vier Wochen steht das wohnt das Puzzle jetzt bei uns, seit vier Wochen hab ich keine einzige Schüssel mehr im Haus. Darin befinden sich nämlich die verzweifelten Versuche des Mannes, Puzzleteile nach irgendeiner Sinnhaftigkeit zu sortieren. Vielleicht fällt mir mal alles aus Versehen runter. Mal gucken.
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