Letzte Woche besonderes Ereignis: Ich war im Freibad. Nee, das war natürlich noch nicht besonders, sondern: Ich war im Freibad – und habe jämmerlich gefroren. Dabei hatte es wie das selbstverständlichste überhaupt ausgesehen: Wetter nochmal gut, später Sommer olé, ab in die Badestube. Dass ich dort auf Anhieb einen Parkplatz bekommen habe, hätte mich bereits stutzig machen soll. Dass außer mir ungefähr noch zehn andere Menschen vor Ort waren, auch. Doch richtig begriffen hab ich’s erst, als ich mich vor dem beißenden Sonnenlicht in den lindernden Schatten geflüchtet hatte, dort sorgfältig ein wenig Laub gerecht und niedergelassen hatte, nur um kurze Zeit später alles um mich zu wickeln, was irgendwie wickelbar war, und eben jämmerlich zu frieren. Da war mir klar: Ok, das war’s jetzt. Mit dem Sommer. Ab jetzt beginnt die Herrschaft der Kälte, des Regens und des Sturms, der Rollkragenpullover und Gummistiefel, der verdrießlichen Gesichter und laufenden Nasen. Und schon hat sich in mir ein inneres Wehklagen erhoben, ein bodenloses Bedauern darüber, den Sommer nicht anständig ausgenutzt zu haben. „Ich bin seit Mai durchgehend gestresst“, hatte auch direkt jemand mokiert, der den Sommer so anständig ausgenutzt hat wie nur jemand ihn ausnutzen hätte können. „Ich möchte jetzt Herbst“, sprach er weiter. „Und jetzt wird’s aber doch erst nochmal schön. O Gott …“ Und ich wusste genau, was ihm Schmerz bereitete: Die Not der „letzten schönen Tage“. Ähnlich der Panik, die die Menschen befällt, wenn das Thermometer erstmalig an der 20 Grad-Marke kratzt, keimt eine neue Emsigkeit auf, wenn das sich das Thermometer anschickt, dies erneut zu tun, nur dieses Mal in der anderen Richtung. Vor dem inneren Augen zieht ein ganzes Leben an einem vorüber, zumindest ein ganzer Sommer, in dem man – ja was eigentlich getan hat? Zu wenig, wenn nicht gar nichts! Man war wieder nur in den selben drei Biergärten statt wie fest geplant mindestens zehn neue auszuprobieren. Man hat wieder nur ein Mal und damit viel zu selten gegrillt, war nicht SUP fahren mit der Freundin, nicht Schlauchbootfahren auf dem Fluss, nur in einem Open-Air-Konzert und hat also schlichterdings überhaupt nichts erlebt. Aber es gibt eine letzte Chance: die letzten schönen Tage, in denen mit emsiger Betriebsamkeit nochmal alles gegeben werden kann! Und alles verbunden, wegen der Effizienz. Man kann die große Fahrradtour zum See machen, man muss dabei halt ein SUP auf dem Rücken transportieren. Man kann natürlich ein Biergartenhopping veranstalten, darf dann aber nur in jedem zweiten auch was trinken (Zeit!). Und man kann natürlich sehr wohl gleichzeitig ein Minigolf-Turnier austragen, grillen und ein Open-Air-Konzert veranstalten, alles eine Frage der Überzeugungskraft und des Willens. Oder man denkt sich: Es ist eh noch den ganzen September und Oktober schön, entspann dich mal!
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