Pferde und Giraffen schlafen im Stehen. Pottwale aufrecht im Meer, Nilpferde am Grund ihres Schlammgewässers. Fledermäuse hängen kopfüber, manche Vögel schlafen im Flug und Robben treiben auf dem Wasser. Tiere haben die unterschiedlichsten Gewohnheiten, was ihre Schlafposition angeht und ich gehöre momentan dazu: Ich schlafe im Sitzen, und das ist gar nicht mal so schön. Prinzipiell finde ich Menschen beneidenswert, die immer und überall schlafen können. Opa war so einer: Kaum hingestreckt auf Kanapee oder Picknickdecke erklang aus dem großen Opaleib ein vernehmliches Röcheln, und weder die tobenden Enkel noch die zankende Brut konnte daran etwas ändern. Schreiende Fernseher, ratternde Züge oder gar ein Festival außenrum – auch der Mann ist sehr gut darin, sich seinen Schlaf dann zu holen, wenn er ihn grad nötig hat, und so schnarcht es selig neben mir, derweil ich mit weit aufgerissenen Augen in die Glotze oder durch die Gegend starre. Statt sehr gut zu schlafen kann ich also sehr gut wach sein, und momentan kann ich das besonders gut, weil eine gewisse orthopädische Befindlichkeit in meinem Schulter-Nacken-Bereich es mir schier unmöglich macht, mich hinzulegen – geschweige denn wieder aufzustehen. Um irgendwie zu Schlaf zu kommen habe ich mir also einen Sessel aus Kissen im Bett gebaut, in dem ich nun throne wie die Prinzessin auf der Erbse und gebe ein ganz und gar jämmerliches Bild ab – was ich zufällig genau weiß, da dieses Bild auch den Mann schier zu Tränen rührt, doch nicht so sehr, als dass er nicht auch noch hämisch kichern und ein Foto machen könnte. Gestern im Arztwartezimmer hat es dann plötzlich neben mir geschnarcht: Eine Frau schlief, den Kopf auf die Brust gelegt, den Schlaf der Gerechten, und wieder war ich neidisch, denn trotz dessen sich mein Hirn anfühlte wie frisch lobotomiert war es freilich hellwach. Wie schön wäre es doch, dachte ich, wenn ich bin bisschen mehr Rindvieh sein könnt oder Katze, meinethalben auch die Fledermaus. Dann könnt ich mich in der Tram an die Haltestange hängen und dort baumelnd schlafen bis zur Endstation. Ich könnte mich beim Einkaufen hinabsinken lassen aufs Warenband und erst aufwachen, wenn ich durch den Scanner gezogen werde und dabei piepe. Ich könnte mich in die Pegnitz legen und dort treibend die Stadt durchqueren, bis es mich am Wehr verwirbelt. So aber geht es mir nur wie dem Faultier: Vor Übermüdung bewege ich mich so langsam, dass es nur so aussieht, als schliefe ich beim Gehen und Stehen. Am liebsten wär mir der Westafrikanische Lungenfisch: Der gräbt sich einfach ein, wenn sein Gewässer austrocknet, erstarrt dabei selbst und kehrt mitunter nach Jahren erst wieder ins Leben zurück, wenn außenrum alles gut ist.
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