Gib die Kontrolle ab! Lass los! Lass es zu! Es kommt ohnehin, wie es kommt! Entspann dich! – Sätze, die ich in den letzten Tagen vergleichsweise oft gehört habe. Und zwar nicht etwa von einer klangschalenumwölkten Meditations-CD „Zen-Buddhismus in drei Tagen“ oder so ähnlich, sondern von: mir selbst. „WAHAHAAS, und sowas AUSGERECHNET von DIHIHIIIIR? Das sahahahahahahgt ja genau die Rihihihichtige!“ sprach der vorbehaltlose Unterstützer in allen Lebenslagen, als ich ihm davon erzählte, und ich stieß den Mann sehr unbuddhistisch vom Kanapee und war beleidigt. Weil: Er hatte recht. Aber ich hatte viel im Park mit den Freundinnen telefoniert, und die erzählten wutschnaubend Geschichten aus ihrem aktuellen Leben, angesichts derer das meinige mir wie der reinste Kommunionsunterricht vorkam. Oder was halt sonst so sehr langweilig ist. „Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie das alles gehen soll. Ich versuche mich wirklich in Fatalismus, aber es fällt mir schwer“, sprach die erste und berichtete von Schauspieleinsätzen und Drehtagen, die in Kürze beginnen und ergo Texte erlernt werden sollen, die es nur leider noch nicht gab. „Lass es geschehen, mein Lieb“, sagte ich und dass da doch eh der Wunsch zu mehr Improvisationsraum gewesen sein. Dann: „Ey ich sag’s dir, wenn‘s jetzt noch länger so weitergeht dass das so schlimm ist, dann lass ich das bleiben und dann ist das eben so!“ schimpfte die nächste, und ich frug salbungsvoll: „Schatz, verstehe ich dich richtig, dass du dieses Projekt mit der Auffassung begonnen hast, dass ausgerechnet du, Katharina die Größte, dank deiner eigenen Großartigkeit und unbeugsamen Willenskraft dazu befähigt bist, etwas zu schaffen, woran der Rest der Menschheit seit Jahrhunderten scheitert, nämlich 30 Jahre suchtintensivstes Kettenrauchen durch blanken Willen und deine herrliche Existenz innerhalb von zwei Wochen einfach schadlos abzustreifen, und jetzt nach drei Wochen verwundert und zornig bist, dass das so nicht funktioniert?“ – „JA!“, sagte die Freundin und ich hatte sie sehr lieb und schlenderte weiter durch den Park, um das dritte Telefonat zu führen: „Ganz toll, dieses ‚Elternzeit‘“, hieß es dort. „Eine Person ist super entspannt und die zweite Person reicht demnächst die Scheidung ein!“, schließlich habe die zweite Person auf einmal vier statt drei Kindern zu versorgen, was den Mental Load empfindlich erhöhe statt ihn zu reduzieren, und wenn der Mann noch ein einziges Mal von „Entspann dich doch mal!“ spräche, vergesse sich die Freundin. „Entspann dich doch mal!“ sagte ich hilfsbereit und atmete tief in den Bauch die gute Parkluft, die neuerdings ja noch ein wenig aromatischer ist als sonst. Zusammenhang? Ach Quatsch, das glaub ich nicht. Es muss die Altersmilde sein.
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