WAUWAU! … Fanfarengetöse … Jubel … BUUUUURPS! … Vor mir
liegt ein kleiner grüner Kasten. Er hat handschmeichelnde Größe, viele kleine
gelbe Knöpfe wie ein prächtiges Schifferklavier, nur dass aus diesem wenn man
ein bisschen mit Sinn und Verstand darauf herumdrückt, gar herrliche Klänge
tönen. Aus meinem Kästchen, da kannst du noch so viel Verstand und Expertise
haben, kommt ausschließlich und gemessen an der Winzigkeit des Lausprechers
ausgesprochen laut: ein Unton nach dem anderen. Das Kistl kann Klospülen
(Toilet Flush) und wie ein Zahnarztbohrer (Dentist) klingen, es kann der
traurigste, grusligste Leierkasten sein (Circus) und markerschütternd weinen
wie ein Baby (Baby). Es kann garstig lachen (Witch) und gruselige
Aliengeräusche machen (Sci-Fi), und es kann einen vor allem stets aufs Neue
überraschen, weil die hilfsbereiten Geräuschsbeschriftungen an den kleinen
Knöpfen so wenig aussagekräftig sind, dass man sich einfach nicht merken kann,
was einen dabei erwartet: Drückt man „Charge“, ertönt ein dröhnender
Fanfarenapell, bei „Achooi“ ein markerschütterndes Niesen und bei „Whoopee“ ein
prächtiges Flatulat. Ich würde furchtbar gerne behaupten, ich wüsste nicht, wie
ich in den Besitz des kleinen Spaßgeräts gekommen bin, doch leider weiß ich es
sehr genau. Allein was richtig ist: Ich bin unschuldig. Schuld ist ein Baby!
Dieses krümelte vor vielen Monaten auf einem Küchenboden herum, während
Erwachsene anständig am Tisch saßen und Konversation betrieben. Diese wurde
gelegentlich unterbrochen durch die Beiträge des Kindleins, das seine
Zustimmung oder Abneigung zum geäußerten Gesprächsinhalt erstaunlich passend
durch heiteren Jubel oder traurige Trompetentöne äußerte. Nach einiger Zeit
entdeckten wir unter dem Knaben ein elektronisches Spielgerät, welches von
größeren Kindern dort hinterlassen war und im Sinne einer Lernhilfe falsche und
richtige Antworten mit einem entsprechenden Laut der Freude oder Enttäuschung
quittierte. Ich war hingerissen. Dieses Gerät, befand ich, wollte ich fortan
bei allen offiziellen – ach was: bei ALLEN Gesprächen bei mir tragen und mich
nurmehr äußern durch Drücken der entsprechenden Knöpfe. „Frau Wasmeier, kommen
Sie bitte in mein Büro!“ – „(Knopfdrück) Oh-oh!“ – „Frau Wasmeier, Sie bekommen
eine Gehaltserhöhung!“ – „(Knopfdrück) DA-DADA-DAAAA-DA-DAAAAA!“ … Leider
durfte ich die Soundmaschine nicht entwenden, und so verließ ich diesen
grausamen Haushalt in der traurigen Gewissheit, mich fortan doch nicht lästiger
Unterhaltungen durch lustiges Knöpfedrücken entziehen zu können. Bis Post von
der Freundin kam: „Schatz, ich habe was für dich gefunden. Viel Spaß damit!“
Seitdem drück ich wann immer es beliebt gelbe Knöpfe statt zu sprechen. Ob ich
die Kolumne schon fertig habe? „BUUUUUUUUURPS!“
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