Einen langen Moment hab ich recht verdutzt geschaut auf ein
Fundstück im Elternflur, weil da stand eine sehr knallblaue, sehr unerwartete
Sache, die ich partout keinem Hausbewohner zuordnen konnte. „Wem, bittesehr“,
hab ich deshalb gefragt, „gehören denn diese irren Gummistiefel?“, und ich war
auf viele Antworten gefasst. Doch nicht auf die, die ich bekam: „Mir!“
antwortete, und ich kann’s immer noch kaum glauben, das Muttertier, und durch
einen bemühten Ton der Ironie erklang laut und deutlich blanker Stolz: „Ich
musste die kaufen, damit wir künftig besser in Pfützen springen können.“, und
ich war ein bisschen fassungslos, aber vor allem auch ergriffen. Weil
gleichzeitig an dem Tag, an dem ich eine Tante geworden bin, ist jemand anders
– ein verrückter Zufall! – zum Großmuttertier gemacht worden. Und mittendrin in
dieser komplizierten sipplichen Verstrickung thront ein überaus geliebtes Kind,
für dessen Lebensglück sich gleich eine ganze Herde zuständig betrachtet. Und
wenn das Kind Pfützen springen möchte, dann springen wir selbstverständlich nicht
nur mit, sondern gewissermaßen proaktiv voran. Das ist aber auch kein Schaden,
denn von Kindern allgemein und diesem im Speziellen kann man allerlei
Hilfreiches und Kluges lernen. Und so auch den Umgang mit den Jahreszeiten.
Allem voran mit dem sogenannten „Schmuddelwetter“. Ab einem Alter, das es noch
zu definieren gilt, beginnt der Mensch beim ersten herabfallen Blatt, dem
ersten Hauch von Nebel und Andeutung eines Regentropfens in ein grundsätzliches
Lamento zu verfallen mit sehr viel Igitt und Bäh und überhaupt Pfui Deifi! Es
drohen nasse Füße und zerdrückte Frisuren, laufende Nase und kalte Finger, und
um den Zustand massiven Missmuts zu unterstreichen, gewandet man sich in
schweigender gesellschaftlicher Übereinkunft nur mehr schwarz und grau und legt
sich beim Verlassen des Hauses eine grantige Miene zu. Das Kind hingegen:
großes Glück! Sieht in fallendem Laub kein schlechtes Omen, sondern große
Haufen, in denen man rotgesichtig herumspringen, Dinge finden und Igel vermuten
kann. Sieht im frühen Abenddunkel keinen Lebensfeind, sondern eine willkommene
Gelegenheit, endlich all die Lichtlein auszutesten, die man übers Jahr
gesammelt hat und bald zu Laternen komponiert. Sieht im aufgeweichten
regenmatsch kein grauenhaftes Ärgernis, das es weiträumig zu umschiffen gilt,
sondern eine willkommene Gelegenheit, herauszufinden, welch große Fontänen man
doch mit dem Laufrad produzieren kann und wie dicht die Matschhose nun wirklich
ist, ohne die ganz grundsätzlich das Haus nicht mehr verlassen wird. Warum
auch? Ich treffe nachher Kind und Omama, meine Gummistiefel hab ich
bereitgestellt. Matschhose? Heißt für uns halt anders: „Salopette“, zum
Beispiel. Und wenn das nicht nach guter Laune klingt, dann weiß ich auch nicht.
Kauf ich sofort!
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