Weihnachten ist die Zeit der Wunder. In der Bibel ereignen
sich hier die größten Erstaunlichkeiten, und das will was heißen in diesem
fantastischen Buch der Bücher, und bis heute feiern wir hierzulande Wundersames
wie sprechende Tiere, jungfräuliche Geburten und Engel. In Tschechien sagen
halbierte Äpfel die Zukunft voraus, in Griechenland in Broten versteckte
Münzen. In Polen vereinen nicht nur zwölf für die Apostel stehende Gerichte die
Menschen am Tisch, sondern auch eine Versöhnungsoblate, und in Spanien hat sich
mit „El Gordo“, der traditionellen Weihnachtslotterie, schon für manch einen
ein unverhofftes finanzielles Wunder ereignet. Während in den nördlichen Ländern
allerlei Wichtel und klandestine Völkchen ihr emsiges, wundersames Schaffen
verrichten. Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um die weihnachtlichen
Wunder, die grantige Herzen öffnen und dem Zwiderwurz das Lächeln vielleicht
doch ein bisschen lockerer sitzen lassen auf dem verkniffenen Mund, obwohl
vielleicht auch Einsamkeit und Verzweiflung dieser Tage umso hartnäckiger sich
selbst einladen als ungebetene Gäste, die hernach auf Stühlen kleben und auf
Sesseln und Orte mit Schweigen füllen und Beklemmung. Mein großes, größtes
Glück und Weihnachtswunder ist darum tönend laut. Es hat fünf Köpfe oder
manchmal neun, gelegentlich noch mehr. Mein Weihnachtswunder ist ein
Gscheidhaferl, ziemlich alt und grade erst geschlüpft, kann streiten wie die
Büchsenmacher und lachen und jauchzen, dass sich die Bäuche krümmen und die
Wände gleich mit. Es kann einem auf die Nerven gehen wie sonst kaum etwas auf
der Welt und trägt dabei unter jedem Arm ein großes Paket Güte und
Freundlichkeit, Loyalität und Verlässlichkeit. Mein Weihnachtswunder ist klug
und albern, gebildet und kindisch, es treibt mich in den Wahnsinn und nimmt
mich in feste Umarmungen selbst dann, wenn ich mich dagegen wehre. Wie jedes
Jahr hat das Weihnachtswunder sich in die nadligen Haare bekommen über
Menüfolgen und Zubereitung. Wie jedes Jahr hat es sich beim Thema Baum selbst
übertroffen (zwengs Nachhaltigkeit Reaktivierung des ersten jemals
hergestellten Kunststoffbaumes nach archäologischer Grabung in Garagen und
Kellern, Feststellung der Untauglichkeit desselben aufgrund Mäusebefalls,
gottlob in anderem Lager aufgrund Mengenrabatts damals erworbene weitere
Exemplare der selben Charge unversehrt, Heilig Abend gerettet). Wie jedes Jahr
wird sich mein lärmendes, wuselndes, ganz und gar unerhört auf- und
liebreizendes Weihnachtswunder für viele Stunden an einem Tisch einfinden und
sich als meine Familie entpuppen, und ich freu mich so sehr. Wenn ihr eine
Familie habt, verwandt oder nicht, haltet sie fest. Und wenn ihr Menschen
kennt, die niemanden haben zum Festhalten, so ladet sie ein und beschert ihnen
ein Wunder. Schwelgt, lacht und liebt! Frohes, fröhliches Fest euch allen!
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