Samstag, 24. August 2013

Fruchtfliegen und Urzeitkrebse

Wer Würmer hat, ist nie allein. Dieser Spruch ist so wahr wie der Umstand befremdlich. Welches andere unerwünschte Haustier dieser Tage Hochkonjunktur hat, ist eins, das, so kann ich mich erinnern, im Bio-Unterricht hochgelobt wurde – allein die Gründe sind mir heut ein Rätsel. Man bespricht ja, leider, auch nicht lang und breit die Urzeitkrebse aus dem YPS-Heft. Dabei  sind die Ähnlichkeiten frappierend. 
Wie der Urzeitkrebs erwächst Drosophila Melanogaster – vulgo: die gemeine Fruchtfliege – aus toter Materie. Wie der Urzeitkrebs bewegt sich tage- bis wochenlang rein gar nichts, bis eines Morgens völlig überraschend ein großes Gewusel auftritt. Wie der Urzeitkrebs ernährt sich das fliegende Gezücht von Nichts, und wie der Urzeitkrebs verstirbt es nach einigen Tagen sinnbefreiter Existenz. Der Unterschied: Das Dahinscheiden der Zappeltiere im Glas beweinte man bitterlich und zwang den Erziehungsberechtigten durch Nahrungsverweigerung und Luftanhalten, sich auf die Suche nach Ersatz zu machen. Den Abtritt der Fruchtfliege bemerkt man nicht, denn für jeden geflügelten Mitbewohner, den man erschlägt, erscheinen zehn neue auf dem Tapet. Genauer: auf der Tapete. Denn dort sitzen sie und lauern, diese Biester. Egal, zu welch großer Reinlichkeit man sich diszipliniert, ob man achtzehnmal am Tag den Müll rausbringt oder jedes einzelne Obst umgehend sofort in die Nahrungskette überführt – das Insekt bleibt. 
Man könnte jetzt nachlesen über Lebenszyklen, Embryonal- und Larvenentwicklung sowie Verpuppung. Doch das gilt es tunlichst zu unterlassen, wenn man sich nicht die kommenden Wochen ausschließlich von Eingedostem ernähren will, das garantiert noch niemals ein Obst auch nur aus großer Entfernung gesehen haben könnte. Lieber lesen wir „So mischen Sie Ihre Fruchtfliegenfalle: Nehmen Sie ein Glas und mischen Sie darin 1 Teil Essig, 1 Teil Fruchtsaft, 2 Teile Wasser, 1 Tropfen Spülmittel. Stellen Sie das Glas am besten in die Nähe Ihres Obstkorbes.“ Ich erweitere: „Anschließend nehmen Sie sich noch ein Glas und geben dorthinein Obstbrand und machen sich einen gemütlichen Abend außerhalb, derweil daheim (hoffentlich) ein großes Sterben stattfindet.“ 
Mal gucken, wo’s so hingehen kann auf der Flucht. Die Rakete (Vogelweihestraße) hat sich nach vergangenem Wochenende auf „Blue“ geeinigt, nebenan gibt’s „Summer Vibes and BBQ“. Die Indabahn (Bahnhofsplatz) ist „Prüfungsgeil“, die Bar77 (Luitpoldstraße) offen für „Prinzessinnen & Superhelden“. Mitte (Hallplatz) und Stereo (Klaragasse) machen ein gemeinsames „Sommerfest“ und die Kulturkellerei (Königstraße) „Querbeat“. Tags darauf beginnt die erste Runde „Sonnendeck“ in der Desi (Brückenstraße) bereits am frühen Nachmittag, später das „Sommerfest“ im Terminal (Flughafenstraße), während man im Loop Club (Klingenhofstraße) „80s forever“ ausruft und im Nano (Weikertsgässchen) die „Renegade Snares“ hervorholt. Sonntag: „Sonnendeck“ Teil 2. Oder „Nasty“ ins Gärtla (Beuthener Straße). Danach wieder fliegen. Ins Bett. 

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