Mit Fug und Recht kann ich behaupten, ein tierlieber Mensch
zu sein. Ich errette Igel von befahrenen Straßen und gräme mich anschließend
über deren Verbleib, ich helfe schleimigen, fetten Kröten gruselnd auf ihrem
zwanghaften Weg, und der Umstand, vor zehn Jahren auf der Autobahn einer Maus
nicht rechtzeitig ausgewichen zu sein, bereitet mir schlaflose Nächte. Ich kann
auf Anhieb eine Taube von einem Spatz unterscheiden und bin zu Tränen gerührt
vor hilfloser Wut, wenn im Fernsehen ein Hyänenwelpe verendet. Doch jede Liebe
hat ihre Grenzen, und meine Grenze beginnt bei unerzogenen Hunden. Konkreter:
bei unerzogenen Hundebesitzern. Ähnlich wie Menscheneltern erachten Hundeeltern
ihren Spross als das Schönste und Liebenswerteste, was der Welt je geschenkt
wurde, projizieren diese Sicht auf die beglückte Umgebung und setzen
entsprechende Reaktion voraus.
Jetzt ist das aber so: Ein wunderschöner junger Hund
verliert schlagartig seinen Liebreiz, wenn er aus einem Gewässer wieder
auftaucht und sich im Sandbuddeln übt. Sich dann, weil er ja weiß, dass jeder
Mensch ihn liebt, direkt vor einen hinstellt, um mit Effet und Élegance das
Fell auszuschütteln. Wenn er nun, Lob erwartend, im Triumphzug erst um einen
herum und dann über einen hinweg stolziert, um anschließend in Siegerpose auf
dem Rücken des vermeintlich neuen Fans zu verharren, wird’s schwierig. Noch
schwieriger wird’s, wenn der dazugehörige Befehlshaber mit verklärtem Blick
danebensteht grad noch so ein „Ja mei, er ist halt noch recht jung, gell!“
herausbringt. Weder Pfiffe vorneweg noch Entschuldigungen erachten weitere sogenannte
Halter (eigentlich: eben-nicht-Halter) für angemessen, wenn ein riesenhaftes
Fellungeheuer triefend nass und bis zur Schulter voller Schlamm fröhlichst auf
eine kontemplative Gruppe zusteuert, um diese dann in einer Art Hunde-Twister so
zu durchqueren, dass beim Drüberlatschen auf jedem einzelnen Stück Stoff
mindestens drei Pfotenabdrücke hinterlassen werden. Das hatter aber fein
gemacht, denkt sich die Nichthalterin, und zwinkert der konsternierten Gruppe fröhlich
zu.
Gottlob sind Hunde in Diskotheken eher spärlich gesät, und deswegen
flüchten wir uns schnell dorthin. Größtes Ding am Wochenende: Freitag und
Samstag „Brückenfestival“ (Theodor-Heuss-Brücke) mit jeweils Aftershow in Desi
(Brückenstraße) und MUZ (Fürther Straße). Ansonsten der „Hirscheffekt“ genau
dort (Vogelweiherstraße), „Smooth Society“ beim Nachbarn Rakete, „Pon di
Attack“ im Nano (Weikertsgässchen) und „WHMC“ im Stereo (Klaragasse). Samstag geht
es fröhlich weiter mit „Dein Samstag“ in der Indabahn (Bahnhofsplatz),
„Samstag360“ im Kreisklub (Adlerstraße), „Eine Nacht“ in der Mitte (Hallplatz),
„Klangbrause“ in der Kulturkellerei (Königstraße) und den „Disco Classics“ im
Terminal (Flughafenstraße). Und am Sonntag fühlt ihr euch dann elend.
Hundeelend.
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