Samstag, 17. August 2013

Prokrastination

Prokrastination. Spitzenwort. Setzt sich, Nicht-Lateiner aufgemerkt, aus folgenden Bestandteilen zusammen: „pro“ heißt „für“ und „cras“ heißt „morgen“. Was du heute kannst besorgen, geht morgen genauso gut. Die „Aufschieberitis“ ist aber viel mehr als faulheitsbedingtes Nichtsnutzertum. Eine andere Bedeutung der Prokrastination lautet „Erledigungsblockade“. Der Mensch ist blockiert darin, die Aufgabe, mit der er grad betreut ist, auszuführen. Er ist verzweifelt. Dabei setzt die akute Unzulänglichkeit erstaunliche Energien frei. Und ist eigentlich eher eine Zeit herausragender Erledigungs-de-blockade. Während die akut abzuschließende Tätigkeit (Masterarbeit, Steuererklärung, Partykolumne) nämlich ums Gotterbarmen nicht erledigt werden will, erfahren andere urplötzlich größte Zuwendung. Diese anderen Aufgaben hatte man zuletzt unverschuldet schleifen lassen. 

Zu viel Arbeit für Papierkram, zu gutes Wetter für Wohnungsputz, und überhaupt ist eh bald Winter, da kann man sich dann um diese Sachen noch viel besser kümmern. Urplötzlich tauchen aus dem Nichts also lauter Dringlichkeiten auf, die absolut keinen Aufschub gestatten. Von einem Tag auf den anderen ergilben Vorhänge und müssen gereinigt werden, der Dielenboden schreit vorwurfsvoll nach einer Ölung. Keine Sekunde länger ist die Unordnung im Gewürzregal zu ertragen, und beim wirklich überfälligen Verräumen zahlreicher Versandhaus-Kartons zeigt sich das Kellerabteil von einer überraschend unsortierten Seite, die man den übrigen Hausbewohnern keinesfalls weiter zumuten sollte. Man kann, nein, muss Briefe an die Omas schreiben, und der Umstand, dass diese eine winzigkleine Spezialglühbirne in der Lichterkette seit Monaten nicht mehr funktioniert, macht einen gewissenhaften Besuch im Baumarkt unabdinglich. Hier wird also gar nicht aufgeschoben, sondern schwer gearbeitet. Man lehnae sich entspannt zurück und betrachte stolz das Tagwerk. Gebe euch zuvor jedoch noch Hilfestellung zum Prokrastinieren. 

Wer eben dies als „Tic“ akzeptiert hat, trägt den am besten in die Mitte (Hallplatz) und die erfolgreich und mühsam auswendig gelernte Zahl „Pi“ dem Türsteher im 360° (Adlerstraße) vor. Wer dem „Tonkunzum“ anheimfällt, ist in der Kulturkellerei (Königsstraße) gut aufgeboben, und wer einen „Plattenrausch“ erleidet, im Stereo (Klaragasse). Elektronische (und andere) Räusche stehen beim „Rakete Sommerfest“ bevor (Vogelweiherstraße), und da lohnt es sich gar nicht erst, heim zu fahren, schließlich geht es Samstagmittag direkt mit dem „Vier Farben Festival“ weiter. Wem’s da zu bunt wird, der saust ins Cult (Dooser Straße) und zelebriert „Die Macht der Nacht“ oder durchläuft „Flashbacks“ im Nano (Weikertsgässchen). Erscheinungen hat man vielleicht bei der „Ü30 House Edition“ im Terminal (Flughafenstraße) und dem „Verboten gut feiern!“ im Marquee (Klingenhofstraße). Jetzt den Sonntag noch mit „Glücksgut“-Grillen im KuGa (Königstraße) verfüllen. Alles geschafft! 

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