Samstag, 4. Januar 2014

Bauch, Beine, Po

War in den vergangenen Wochen mehrfach gezwungen, mich mit Heimkehrern und Heimflüchtlingen über deren Nachwüchse zu unterhalten. Erfuhr im Zuge dessen von einer Epidemie namens „Maul- und Klauen-Seuche“, die ich bislang nur bei Rindviechern verortet hatte, aber man lernt ja nie aus. Die Seuche, hörte ich, sei hochgradig ansteckend, so dass ich dringend den Vorschlag äußern musste, ob nicht darüber nachgedacht werden müsse, vor kindergärtnerischen Türen hohe Wannen mit desinfektiösem Mittel aufzustellen, durch die die Eltern nicht nur ihre Schuhe, sondern hintenraus auch gleich das ganze Kinde mit Effet kräftig durchziehen könnten. Der Vorschlag wurde leider nicht so ernsthaft angenommen, wie er von mir gemeint war, aber so geht’s ja öfter mal. 

Die Seuche, schlug ich nach, heißt eigentlich Hand-Mund-Fuß-Exanthem, wird von einer virulenten Nervensäge übertragen, verläuft jedoch im Großteil der Fälle inapparent (ähnlich wie oftmals menschliche Intelligenz: Ist zwar theoretisch da, tritt aber nie in Erscheinung). Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr präzise ausdarwinisiert auf Kleinkind-Eltern-Umgang, wobei der Austausch oraler Körperflüssigkeiten nur ein druckfähiges Beispiel sein kann. Im Großen und Ganzen nicht weiter aufregend und nach einer Woche wieder vorbei, dieses „Hand-Mund-Fuß“. Jedoch kann die Krankheit in einem sehr viel späteren Stadium menschlicher Entwicklung wieder auftauchen, nämlich so ungefähr 20 Jahre später, und da auch nur noch beim weiblichen Geschlecht. Sorgt aber nicht minder für Furore, und wenn’s mit einem Bad im Sagrotan-Reindel getan wäre, ja, ach mein Gott! 

Die Krankheit, von der der Großteil der Frauen ab 25 befallen werden, heißt statt „Hand-Mund-Fuß“ jetzt „Bauch-Beine-Po“, und wie auch beim kleinkindlichen Vorgänger ist in der ausgereiften Variante eine Vorbeugung außer durch eine strikte Beachtung gewisser Vorschriften besonders in den Epidemiegebieten nicht möglich, da es gegen auch diese Erkrankung derzeit keinen Impfstoff gibt und eine Therapie nicht oder nur symptomatisch erfolgen kann. Man erkennt die zertifizierten Behandlungsorte an mehrmals wöchentlich angebotenen und der Einfachheit halber mit dem Krankheitsnamen „Bauch-Beine-Po“- gekennzeichneten Therapieeinheiten, deren Patientinnenfrequenz üblicherweise zu Anfang des Jahres rapide ansteigt, was vermutlich auf die vorausgegangene Zeit jahresbedingter Entbehrungen und daraus resultierender Schwäche des Immunsystems zurückzuführen ist. 

Als begleitende oder vorbeugend begünstigende Maßnahme darf die Tanztherapie betrachtet werden, und deswegen legen wir damit gleich mal los. Mit „Fette Henne“ im Cult (Dooser Straße) vielleicht besser nicht. Lieber unterwegs als „Discotouristen“ in der Mitte (Hallplatz) oder zur „Großen Schlagernacht“ ins Marquee (Klingenhofstraße). In der Bar77 (Luitpoldstraße) ist „We love 90s“ angesagt, in der KK (Königstraße) gibt’s „N-Dorphin!“ und im Stereo (Klaragasse) „Boom!“. Am Samstag steigt die „Maximum Rock Night“ im Hirsch (Vogelweiherstraße) und der Raketen-Nachbar ist „Rigorös“, „Orchid“ ist zu Gast im KuKuQ (Königstraße), das King Lui (Luitpoldstraße) bounct beim „Kings Clubbing“, und alles, was einen Hang zu fazialen Bröselbesen hat, tummelt sich bei „Circus Beretton“ im Stereo. Wer alles richtig gemacht hat, hat dann am Sonntag unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit im Zweifel nur noch „Kopf“.

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