Also das mit dem Überwachungsskandal. Das war schon nicht schön. Oder ist, besser gesagt. Aber eigentlich kann ich darüber nur müde lächeln. Es gibt da nämlich einen Verein, angesichts dessen orangenem Heiligenschein überm blauen Gewand NSA, Mossad und die Stasi zu einem Häufchen Elend degenerieren. Denn besagter Verein weiß nicht nur jederzeit zu einhundert Prozent, was ich gerade will und brauche, sondern: Er weiß es, noch bevor ich auch nur daran gedacht habe. Und das treibt mich erstens in den Wahnsinn und zweitens in den Ruin. Ich nehm ein Wagerl und schieb‘ es vor mir her, nichts anderes im Sinn als es mit Lebensmitteln zu befüllen. Brot, Apfel, Wodka, was man halt so braucht.
Das funktioniert hervorragend bis zur ersten, scharf genommenen Rechtskurve. Wie die Pilze aus dem dampfenden Waldboden schießen sie alle vor mir auf, die Begehrlichkeiten, die Wunderbarkeiten, die Mussichhabens. Automatisch verlangsame ich mein Tempo, um das Auge über die artig und mit großen Hundeaugen auf mich wartenden Waren schweifen zu lassen, ohne die bislang gelebt haben zu können sich mir urplötzlich und gänzlich meinem Verständnis entzieht. Hier steht endlich die Erlösung im quadratischen Eisengitter bereit. Ein chromblitzendes Schüsselset? Toll, ich wollte die bunten ja eh eigentlich nicht mehr haben. Eine Präventionsbandage für Sehnenscheidenentzündung? Mensch, mich hat’s doch kürzlich so gezwickt. Eine Winter-Fitnesshose? Super, ich war zwar seit 20 Jahren nicht mehr joggen, geschweige denn im Schneeregen, aber dann fang ich doch jetzt wieder damit an. So eine Unterlagenmatte für Fitnessgeräte, die wär‘ doch was, und – nein, wie praktisch! – das Heimfitnessgerät gibt’s direkt daneben, und wenn ich’s mir recht überlege, wäre diese wahnsinnig hübsche elektrische Pfeffer-Salz-Mühlen-Kombination mit Ambilight sowie Aufweckfunktion und integriertem WLAN doch auch genau das richtige, dann muss ich auch die alte Mühle daheim nicht umständlich säubern.
Ich freue mich über Bettschuhe, die kein Mensch braucht, und Holzschnitzel für den Kamin, den ich nicht habe. Lade Saatgut in den Warenkorb, weil kommendes Frühjahr könnt‘ ich doch vielleicht endlich mal die Verkehrsinsel, und das tolle automatische Zwiebelhackdings, was das einem an Arbeit … ach nein, das steht ja bereits seit Jahren ungenutzt im Regal daheim. Ich besitze Unmengen an Bastelkram, obwohl ich mich nicht erinnern kann, wann ich zuletzt die Muße hatte, das zu verarbeiten, doch wenn der kreative Schub mal kommt, dann muss ich schließlich vorbereitet sein, habe Badezusätze in 17 Variationen, obwohl ich niemals bade, und ausreichend Stumpenkerzen und Grablichter, um einen zweiwöchigen Einschluss im ABC-Bunker zu illuminieren.
Oder einen Tanzkeller. Da freuen die sich bestimmt. In der KK (Königstraße) beim „Tonkonzum“ zum Beispiel oder nebenan im reanimierten Nano bei den „Swing Ding Masters“. Außerdem (streng geheime LoQation) „Warehouse“, „Winterfest“ im Terminal (Flughafen), „F**K Forever“ im Stereo (Klaragasse), „High Five“ in der Bar77 (Luitpoldstraße), zweitägig Posen beim königlichen Nachbarn sowie zweitägig rosa Elefanten in der Großen Liebe (Engelhardsgasse), die aber am Samstag mit „14 Jahre Rosa Hirsch“ (Vogelweiherstraße) konkurriert. Halb so alt, aber nicht weniger bunt: die MUZ (Fürther Straße) feiert Geburtstag. Neugeburt hingegen im Klingenhof: „Indie, Jack & Rock’n’Roll“ in Resis Nachtklub“, und während die Desi (Brückenstraße) in den „Dubgrund“ taucht, ist für die Ü30er Parks (Stadtpark) und Löwensaal (Schmausenbuck) im Angebot. Ah genau, Angebot. Bin schon gespannt, was ich als nächstes endlich gebraucht haben werde …
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