Mit Vögeln hab ich’s ja nicht so. Keine Ahnung, warum, aber ich kann der gesamten Thematik nichts abgewinnen und finde, es gibt wichtigere Dinge im Leben. Wenn ich dann aber mal so ganz ruhig daliege, am besten noch die Augen zu, dann bekomme ich durchaus eine Ahnung davon, wieso Ornithologen diesen Viechern so erlegen sind. Das werkt und zwitschert und macht und tut in allen erdenklichen Tonlagen, dass es eine große Freude ist. Allerdings tut es auch gerne mal in unerdenklichen Tonlagen, so dass sich die Freude dann doch wieder eher in Grenzen hält. Angeführt wird dieser Missmut von einer Taube. Tauben sind eh generell so, wie soll ich sagen – schwierig.
Tauben sind der großstädtische Hauptvogel, weswegen man sie entweder geflissentlich ignorieren oder sich mit deren unvermeidbaren Existenz gnädig arrangieren oder bei jeder einzelnen grauen Federplage angewidert abwenden kann. Füttern steht außer Frage. Ich habe eine einzige wunderbare Erinnerung an eine Taube, und zwar die, dass eine solche vor vielen vielen Jahren mit Effet aufs kunstbehaarte Haupt meiner prusselise-artigen Kinderfrau zu defäkieren beschloss und sich nicht scheute, diesen Entschluss in perfektem Timing inszeniert in die Tat umzusetzen. Da war der lästige Innenstadtausflug geschwind vorbei und ich um eine Schadenfreude reicher. Die üblichen fünf Mark habe ich an diesem Tag vermutlich eher nicht bekommen.
Wann immer eins dieser scheußlichen Geviehder es wagt, über mich hinwegzusirren, gerne ja im Sturzflug, weil irgendwo eine einer Brotkrume auch nur im Entferntesten ähnelnde Substanz auf dem Boden aufgeschlagen ist, auf das man sich rasend vor Gier alsgleich werfen muss (mit einer Eleganz, bei der jeder Habicht vermutlich einen mittelschweren Lachanfall erleidet), muss ich mich sofort ducken und noch besser hernach sofort desinfizieren, weil ich mir sicher bin, dass bei jedem einzelnen rupfigen Flügelschlag Millionen von Flöhen, Pilzsporen und Pestbazillen auf mich hinabfallen. Die urbane Flugratte hat aber noch einen ländlichen Verwandten, einen wahren Bauerntölpel, den nicht zu mögen in meiner Familie über Generationen hinweg tradiert ist.
Die „Podolskis“, wie sie heißen, seitdem der Großvater nicht nur eine Ähnlichkeit zwischen dem Ruf des Tieres und dem Namen des Fußballers, sondern auch zwischen beider angenommener IQs konstatierte, stören jedwedes Gartenidyll entweder dadurch, dass sie nicht geschmeidig landen, sondern sich wie ein Kürbis einfach auf einen Baum fallen lassen und hoffen, dass irgendein Ast den Sturz bremst. Da sitzen sie dann und machen ohne Unterlass „Podolski, Podolski, Podolski“, so lange, bis man nichts anderes möchte als Zwille oder Schrotflinte hervorzuholen und dem Gejaule den Garaus zu machen. Weil man ja aber so zivilisiert ist, schließt man die Augen wieder und meditiert den Hass hinfort und dann erschrickt man, weil schon wieder Freitag ist. Ein Lichtblick: Gurren beim Flirten ist natürlich ausdrücklich erlaubt!
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