Der 1. Mai ist so ein kalendarischer Meilenstein, der uns allen sagt: Es geht wieder „nauswärts“. Nicht zum Steinewerfen, wo denkt ihr hin. Auch ums Wandern geht’s mir nicht, sondern um den Umstand, dass die Zeiten des mit grauem Teint im Keller Sitzens die Winterstarre Abwartens vorbei und Freiluftstündchen eingeläutet sind. Man lagert auf Wiesen und Plätzen, hat Blumenkränze im Haar und die Ukulele im Anschlag und freut sich des Lebens. Außerdem freut man sich vor allem in Burgnähe über Touristen, gerne weibliche. Denen kann man nämlich ganz wunderprächtig von oben dabei zuschauen, wie sie versuchen, mit Würde den Gipfel zu erklimmen, ohne sich dabei anmerken zu lassen, dass sie Nürnberg, die Reise und das Leben an sich verfluchen. Hat ihnen doch glatt niemand im Vorfeld gesagt, dass diese Miststadt aus derart vielen mit Pflastersteinen zutapezierten Anhöhen besteht, „Merde!“, und das hört und hört nicht auf.
Es wundert mich, dass nicht schon längst oben am kaiserlichen Gipfelkreuz Basistationen von Scholl & Co. eingerichtet worden sind, die mit Blasenpflaster und Hirschtalg die wunden Stöckelsohlen all derer in Empfang nehmen, die sich in den zurückliegenden Stunden ausgiebig mit dem Thema „Aschenputtel“ auseinandergesetzt haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass so eine abgehackte Ferse ja halb so wild sein kann, Hauptsache, der Schmerz lässt nach. Es gilt hier jedenfalls dringend, die Aufklärungsarbeit zu leisten, die ich eigentlich immer schon gerne den Großraumdiskotheken der Region angedeihen lassen wollte. Wenn man sich da nämlich an den einschlägigen Abenden mal ein bisschen herumdrückt, überkommt einen das dringende Gefühl, gängige Aufklärungskampagnen seien völlig überbewertet.
Uh, jetzt schreit der moralische Mob, ich weiß schon. Aber dann soll er da mal hinschauen, zu diesen Schlangen vor den Türen, und dann wird er folgendes erkennen: Mitnichten sind es schwer Betrunkene, die einem das Herzlein eng werden lassen, sondern peingeplagte Mädchengesichter. Die kommen nämlich auf drei Meter hohen Stelzen angestakst, planen im Geiste bereits minutiös die Toiletten-Aufenthalte durch, die ihnen erlauben, kurz aus dem Folterinstrument zu steigen und das Gehwerk zu massieren, bevor weiter zu Lady Gaga und David Guetta arschgewackelt werden kann. Arsch, wohlgemerkt, mehr geht nicht, weil die Füße möglichst im Ruhezustand belassen werden müssen. Ich hab da mal ein Schreiben für die Stadt aufgesetzt: „Viel wichtiger als die Kontrolle etwaigen Drogenkonsums und Alkoholmissbrauchs durch Staatsbedienstete erscheint die dringliche Empfehlung an alle Krankenkassen, sich ab circa 23.30 Uhr beispielsweise im Hauptbahnhof, Bereich Halle West, auf die Lauer zu legen, um dort die stelzenlaufenden Damen zur Rede zu stellen und aufgrund nicht verantwortbaren wissentlichen Eingehens eines massiv erhöhten Risikos für Leib (des eigenen) und Seele (der Mütter, vielleicht) nachdrücklich Verwarnungen hinsichtlich Verfall des Versicherungsschutzes auszusprechen. Denkbare wäre hierbei eine Kooperation mit der Traditionsmarke Birkenstock.“ Hehe.
Viel Spaß also bei „Bónbón“ (Gojia, Bahnhofsstraße), „Best Friday“ (Indabahn, Bahnhofsplatz)), „Bermuda Viereck Festival“ (Königstraße/Hallplatz), „N-Dorphin!“ (KKK, ebd.), „Boom Box“ (MUZ, Fürther Straße), „Bada Bing“ (Stereo, Klaragasse) und der „Maokalypse“ (Desi, Brückenstraße) sowie tags darauf BITTE ohne Stöckel auf der Blauen Nacht und ihren Feiern (Mach1, Stereo & Künstlerhaus) und dem üblichen Kladderadatsch. Hals und, höhö, Beinbruch!
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