Freitag, 10. April 2015

Ferkeleien

Neuerdings hat eine bislang in meinen Breiten eher wenig anzutreffende Spezies damit begonnen, ihre Ausnüchterungs- und Entgeisterungsspaziergänge in den schönen Osten streben zu lassen. Die Spezies trägt den Namen Porcus nazus stupidus parvulus. Von der könnte man sagen, das mit dem Streben nach Osten hin ist halt so in ihr angelegt, da kann man wohl nicht viel dagegen machen, und dann auch noch dieser Frühling, da fängt ja so manch ein Neophyt gern an zu wandern, rein biologisch bedingt. Jetzt ist der Spezialneophyt aber schon allein farblich eher wenig attraktiv, und das wiederum passt nicht recht ins derzeit zwar nur von Alljahresstreber Forsüzie bereits erleuchtete, nach und nach aber allerorts aufknospende Bunt. Braun? Nö. Das findet auch der Ostbewohner.

Deswegen gestaltet er den angemessen gastfreundschaftlichen Empfang der Wiedergänger in frohem Geleucht, und so steht dann da in weithin heiter prangenden Farben ein herzlicher Willkommensgruß auf dem Trottoir. „Verpisst euch!“, „Nazis raus!“, „Dreht um!“, „Geht weg!“, „Niemand will euch hier!“, so Sachen. Hab ich mir angeschaut, bevor darüberhinweg gleichgeschritten wurde. Bin ich ein bisschen nachdenklich geworden. Ein bisschen traurig, fastbeinahe. Wegen zu viel Empathie. Hab ich mir dann nämlich vorgestellt, wie das sich anfühlen muss für so ein kleines Ferkel, wenn es einläuft mit der Rotte.

Bei der man endlich mal daheim war, lauter lustige laute Onkels, manchmal nimmt der Geschichts- und Erdkunde-Unterricht vielleicht ein bisschen überhand, aber dafür bin ich endlich nicht mehr allein so wie in der Schule, wo sie mir immer mein Butterbrot ins Gesicht geschmiert haben, und der Papa war dann laut und die Mama traurig und gespielt hab ich allein im Sandkasten, und jetzt ist das alles anders, weil die Onkels, die klopfen mir auf die Schulter und ich glaub die haben mich alle irgendwie schon gern, da muss ich ab und an mal grade stehen und das so mit dem Arm und dass ich beim Gleichschritt manchmal aus dem Takt gerate, das merken die bestimmt gar nicht.

Mitten in der Onkelgruppe ist’s schön warm und kuschlig, und ich fühl mich groß und laut und stark und mit dem Gefühl wird dann gewandert, in diesen Osten, hat der Oberonkel gesagt, mach ich mit, natürlich. Und dann marschieren wir da hin, und dann stehen da akkurat dieselben bösen Worte, die mir meine Kinderzeit vergrätzt haben …  Ob das Ferkel da nicht ein bisschen traurig zu werden nicht umhin kommt? Ob es dann deswegen umso lauter quieken muss? Vielleicht sollte man ihm ein Butterbrot geben. Und Kekse. Vielleicht hilft’s ja. 

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