Freitag, 18. August 2017

Kinderquatsch

Beseelt von der aufrichten Anteilnahmen nach letztem Freitag, den liebevollen Glückwünschen und interessierten Nachfragen, die ich nach einem genüsslichen Schluck kühlen Biers freilich nur zu gerne beantworten wollte und nur hoffen kann, dass auch wirklich jeder, der mich am Wochenende gesehen hat beim sehr unschwangeren Auftreten, die Chuzpe und Geistesgegenwart besessen hat, mich lieber einmal selbst zu fragen anstatt das Sofa bis zum Ende durchzulesen, hab ich alsgleich lauter schöne Dinge unternehmen müssen, um herauszufinden, wie das eigentlich so ist, wenn man nicht nur Mutter vieler hübscher Tomaten, sondern eines Menschenkindes ist. Begonnen hab ich die Expedition mit dem klugen Einfall, an einem Sonntagnachmittag ein Freilandaquarium zu besuchen. Zum Einstand hat mir ein Knirps, der halt gefunden hat, dass er viel wichtiger in eine Glasscheibe hineinschauen muss als ich, zärtlich mit dem Hinterkopf die Nase gebrochen und dafür das angemessene Lob seiner Mutter erhalten. Zum Abschied hab ich einem anderen den wohlwollenden Hinweis erteilt, dass wenn eine Schlange schläft, das dann bedeutet, dass sie lieber schlafen gelassen werden möchte anstatt ohne Unterlass an die Bettstatt getockert zu bekommen. Dankbarer Blick einer Oma, immerhin, wo doch nebenan ein vermeintlich ausgewachsenes Exemplar Mensch sich daran erheiterte, wie eine dumme Schildkröte nach ihm schnappte, wann immer er ans Schaufenster schlug. Nächste Station: Minigolfanlage. Derweil ich lockerflockig meinen sogenannten Gegner besiegte und mich an seiner Schmach ergötzte, zwischendurch siegerfahnenschwenkend das Areal umrundete und kurze Tänze des Triumphs aufführte, führte sich ungefähr ein jedes Kind auf, als sei’s der einzige Mensch der Welt – ein Umstand, der ihm vermutlich elternhausseitig vermittelt wird. Spielregeln kennen wir nicht und betrachten es außerdem als unter unserer Würde, uns an solche zu halten, die „Bitte Fläche nicht betreten“-Schilder können wir nicht lesen, weil wir die Buchstaben C bis Z noch nicht gelernt haben, und unsere Eltern auch nicht, aber wir können ganz ausgezeichnet brüllen wie am Spieß, wenn wir anstatt uns zu bemühen halt schon wieder einmal verloren haben und zum Dank des darauffolgenden Ballverschlagens überraschenderweise nicht noch ein Eis bekommen. Als letzte Station fand ich mich an einem Spielplatz ein, der zu meinem Entsetzen voller Sand war, sogleich ich dann auch, als könnt man das nicht einfach alles hübsch betonieren. Als ich mich wieder ausgegraben und in Unweite ein Telefonat zu führen hatte, krachte mir unversehens mit Effet ein Skateboard in die Hacken. „Das macht gar nichts“, hab ich freundlich reagiert, „ich steh hier ja auch wirklich sehr ungünstig als einziger Mensch weit und breit auf dem Riesenplatz“ und hätt fastbeinahe dem süßen Fratz den Kopf gekrault, bevor ich merkte, dass es sich dabei um die Mutterperson gehandelt hatte. Meine Umschulung zur Kindergärtnerin muss ich vielleicht doch nochmal überdenken. Oder mit meinen Tomaten besprechen. 

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