„Befinde mich ab sofort im Mutterschutz!“ hab ich neulich
verkünden dürfen und in der dafür erforderlichen Depesche ein Bild verschicken,
bei dessen Anblick mein Herz auch heut noch Purzelbäume schlägt vor Glück.
Deutlich darauf zu erkennen nämlich ist ein winzigkleines Rund von so
atemberaubender Schönheit, dass alles andere nicht mehr wichtig ist. Noch nur
eine Andeutung vom späteren, rosigen Dasein, die entzückenden Ansätze der bald
zu sehenden Pracht des Lebens, das schon schier pulsiert vor Freude. Wie lang
hatte ich darauf gewartet! Ab sofort, wurde mir alsgleich empfohlen, dürfe ich
nicht mehr schwer heben, müsse mich in eine Art Krankenstatus begeben,
Literatur wälzen, das Internet auslesen, um ja nichts falsch zu machen,
schließlich sind Mutterfreuden eh nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, und
die späten schon gleich gar nicht. Seitdem bewege ich mich vorzugsweise nur
noch in höchstens einem Radius von hundert Metern um meine Wohnung herum,
treffe lieber kaum mehr Verabredungen, und wenn ich einer doch nicht aus dem
Weg gehen kann, verabschiede ich mich unter Vorwänden frühzeitig nach Hause,
nachdem ich stundenlang am als Spaßgetränk getarnten Alkoholfreien genippt
habe. Man muss ja schließlich fit bleiben und ist nicht mehr nur für sich selbst
verantwortlich, sondern auch fürs schutzlose, neue Leben, das da hängt an
seinem Mutterkuchen und damit auch an mir. Die Mühen, die Entbehrungen, ja
völlige Selbstaufgabe haben sich gelohnt. Mein Nachwuchs wächst und gedeiht,
tagtäglich beglückt er mich mit neuen Regungen und Entwicklungen. Meine
Lieblingsbeschäftigung ist freilich jetzt, ins Fachgeschäft zu fahren, nichts
ist mir zu teuer, kein Weg – mit dem Auto zu bestreiten, freilich. Fahrrad?
Viel zu gefährlich! – zu weit, nur das Beste ist gut genug für meinen ganzen
Stolz. Was freilich nicht ausbleibt, ist der unvermeidliche Rat sogenannter
erfahrener Mütter. Doch da hör ich lieber gar nicht hin, schließlich weiß ich
selbst am besten was uns gut tut. Und die Wirklichkeit gibt mir recht. Mehr und
mehr werden es, meine kleinen, wunderschönen Kinderchen, immer röter werden sie
und praller, manche gar gestreift. Platzen könnte ich vor Glück, gar nicht mehr
aufhören kann ich, hinzuglotzen. Doch wie das so ist mit Müttern und gar denen
von Mehrlingen, kann ich um ehrlich zu sein einen gewissen Stress nicht von der
Hand weisen, gilt es doch jetzt, die Bedürfnisse von so vielen
unterschiedlichen Individuen zu erfüllen. Wer braucht wann wie viel Wasser,
kriegen alle genug Sonne ab oder gar zu viel, muss ich düngen, ausgeizen,
schmutzige Witze erzählen? Immerhin
werden bald wir alle gleichermaßen auf eine harte Probe gestellt: Eine
einwöchige Trennung steht bevor. Bin mir nicht sicher, wer davon mehr Schaden
genommen haben wird. Werde berichten. Jetzt muss ich weg. Der Gießplan sagt,
ich bin schon eine halbe Stunde überfällig.
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