Mir fliegen gleich die Löcher aus dem Käse wenn noch einer sagt „Jetzt gibt‘s Polonaise!“ … Leute Leute, ihr und euer Fasching! Ich will nicht direkt sagen, dass ich damit nichts am Hut habe, aber als ich die Tage in der Abenddämmerung an einer Bushaltestelle vorbeifuhr, an der eine Frau saß, aus deren Kopf weithin sichtbar zwei gefährliche Stangen ragten, habe ich die Bremse reingehauen, um mich nach ihrem Wohlergehen zu erkunden, bereit, erste Hilfe oder wenn nötig auch die letzte Ölung zu leisten. Es war dann nur ein lustiger Kopfreifen mit lustigen Insektenfühlern drauf und die Situation konnte mit einem peinlich berührten Lachen geklärt werden. Aber hey – damit kann doch nun wirklich keiner rechnen, der nicht ursprünglich aus dem Rheinland stammt, im Kindesalter versehentlich Funkenmariechen statt Balletttänzer geworden ist oder zur Strafe für irgendein Vergehen biblischen Ausmaßes neulich dazu gezwungen war, schreckliche, endlose TV-Übertragungen aus Sportvereinsheim oder wie das heißt über sich ergehen zu lassen. Nichts davon trifft auf mich zu. Bin also dieses Jahr bislang karnevalistisch gänzlich unbeleckt durchs Leben gegangen bis zum Insektenvorfall – wobei man ja froh sein muss über dessen vergleichsweise glimpflichen Ausgang, denn scheinbar wäre mir durchaus zuzutrauen, dass ich auf der Straße Panzerknacker-Mimen niederringe oder wegen vermeintlich schwer verunfallter Personen und Zombie-Invasion in der Innstadt einen Polizeigroßeinsatz auslöse. Denn, so hab ich nach reiflicher Überlegung feststellen müssen, befindet sich meine innere Haltung derart extraterrestrisch weit weg von fünfter Jahreszeit und Co, dass ich selbst beim Anblick kreischbunter Teiglinge, wie sie grad in neonblau bis giftgrün die Bäckerauslagen bevölkern, nicht die innere Konfettikanone zünde, sondern mir lediglich ein schwaches „Aha.“ entfährt – Onomatopoesie gewordenes Desinteresse statt heiterem Karnevalsgruß. Hätte ich mich etwas früher mit dem Kindlein unterhalten, so hätte mir dieses womöglich den Horizont früher erhellt: „ISAB SON MEIN TOSTÜÜÜM!“ sprach es vorgestern und führte aus: „TigerlöwepiratUNDprinzessin!“, was ich mir äußerst possierlich vorstelle. Das Beste aus vier Welten, ein kleiner Faschingswolpertinger. Inspiriert hab ich mich sogleich auf die Suche begeben nach einem Wolpertingerkostüm (für mich), was nichts verwertbares zutage gebracht hat, dafür aber einen alten Wunsch, den ich vor vielen Jahren innig gehegt und dann wohl irgendwann ad acta gelegt habe: Besitzerin eines aufblasbaren T-Rex zu sein, auf dem ich fortan durch die Straßen der Stadt reiten kann und Angst und Schrecken verbreiten bzw. friedlich im Straßencafé sitzen und dort versuchen, mit meinen superkurzen Stummelärmchen elegant an meinen Matcha Chai Latte zu kommen. Aha!
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