GuMo together! Zum Zeitpunkt meines Schreibens kündigt sich zwar ein ausgesprochen reinigendes Großgewitter an, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass aktuell im urbanen Raum ausgezeichnet viel Flora und Fauna anzutreffen ist. Flora – easy, kriegt selbst der kellerbewohnendste Lebenslustverweigerer mit, weil auch dieser muss gelegentlich atmen und hierzu die Fenster öffnen, um damit nicht nur Sauerstoff, sondern zu gleichen Teilen auch saftig-gelbe Pollen hereinzulassen, die in argloser Unkenntnis des sterilen Sauberraums die Welt besamen und sagen „ja, ich will!“ Ein herrliches Tosen aus Fruchtbarkeit und Liebe, das – hallo Fauna! – unlängst ein Eichhörnchen dazu trieb, seinen Kobel in meinem Haus zu bauen. Doch statt mich selbst als liebevolle Hörnchenmutter, die sich aufopferungsvoll um die kleinen Wesen kümmert, sah ich vor allem ein Tier, das erst als eiliger Spiderman die Hauswand hinab- und später mit den Backen voller Moos wieder hinaufkletterte, um sich oben in einem Fliegennetz derart zu verheddern, dass es beinah gerettet werden musste. Ich bin nicht sicher, ob dieses Tier geeignet ist zur Arterhaltung, aber was weiß ich schon? Ah richtig, weiß ich sehr wohl etwas, nämlich: Ich habe ja diesen neuen Lippenstift, der so farblich harmoniert mit Aperol und Campari und der aus einem müden Bleichgesicht mit wenigen Pinselstrichen ein komplettes Gute-Laune-Makeup zaubern kann. Was er ebenfalls hervorragend kann, ist ein bisschen zu kleben. Nicht störend, aber eben genau so viel, dass ich als Phyto- und Biograph auf zwei Rädern herumflitzen kann und hinterher mit metergenauer Sicherheit bestimmen, wo in Nürnberg welches unsichtbar kleine Lebewesen sich grade gerne aufhält. Radle ich also an einer Birke vorbei oder auch einer Hasel, die sich grade einmal mächtig schüttelt vor Lachen, so hab ich nachher keine roten Lippen mehr, sondern eine samtig-gelbe Schicht auf dem Mund. Mit kleinen Fliegen geht das besonders gut: Hält man den Mund beim Radeln feste geschlossen, so kann man spüren, wie man als rollende Fliegenfalle durch einen Schwarm hindurchgerät, in dem einem die winzigen Tierchen nur so gegen die Lippen prasseln und dort hilflos verfangen. Das ist ein gutes Gimmick für Halloween, nicht aber für den Alltag: „Ähm, Sie haben da …“ Ups, danke. Besonders erstrebenswert erscheint mir aber das Aufsammeln von Pappelsaat, die die Stadt mit feinen Sommerschneeflocken überzieht, weiße Wolken über hässliche Wege legt und in warmer Brise heitere Tänzchen aufs urbane Parkett. Dort einmal mit frisch eingeleimtem Mund geschickt hindurchgepflügt, und schon seh ich aus wie der Weihnachtsmann mit Rauschebart, mindestens aber wie jemand, der ein bisschen zu viel an der Zuckerwatte genascht hat. Bei dem Gedanken krieg ich sofort gute Laune. Ihr auch?
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