Es gibt da diesen Comic von Renate Alf: Eine Frau unbekannten Alters steht in Sportklamotten und mit Matte unter dem Arm vor einem kleinen Regal mit Handtüchtern und Erfrischungsgetränken und blickt ratlos auf die beiden Schilder vor ihr an der Wand, die ihr den Weg zu zwei verschiedenen Sportkursen zeigen – welcher, denkt sie angestrengt, ist wohl der richtige für sie? Links geht es zu „Bauch, Beine, Po“, rechts zu „Kreuz, Schultern, Knie“ … „Rechts!“ möchte ich ihr zurufen, „eindeutig rechts!“, denn abgesehen davon, dass ich mich schon immer gewunden habe, „Bauchbeinepo“ zu sagen, weil das so unglaublich dämlich klingt, und gefunden, dass an meinem Körper eigentlich alles drei ausreichend vorhanden ist, ist es mittlerweile so, dass gemäß dem Horst Schlämmer’schen „Ich habe Rücken, Kreislauf, Füße …“ auch von „Kreuz, Schultern, Knie“ wirklich mehr als genug an mir gibt. Das ist natürlich nicht neu, sondern seit dem Beginn des körperlichen Verfalls, der ungefähr in dem Moment eingesetzt hat, als ich so um die 16 war, hat man ja ständig irgendwas. Und spätestens, wenn man merkt, dass einen nicht mehr die Gastronomen und Galeristen der Stadt schon aus der Ferne freudig mit Vornamen rufen, sondern Arzthelferinnen. Dass man manche Freunde nur noch zufällig in Wartezimmern trifft statt auf einem Kneipenfestival, dann … Naja. Man hat es nicht leicht, doch heute bin ich schwer beschädigt. Das liegt nicht zu allen, aber großen Teilen an gestern, also am 1. Mai, den ich erwachsen mit Natur und Wandern statt Steinewerfen und Dosenstechen verbracht habe. Wenn man allerdings die richtigen Leute dabeihat, kann man es durchaus schaffen, auch aus der kürzesten Strecke einen ganztägigen Fünf-Seidlas-Steig zu machen. Ergo: Ich habe Kopf. Füße hab ich außerdem, denn vor lauter Frühlingsfreude und frisch gemachten Sommerfüßen war ich unlängst einen ganzen Tag in offenem Schuhwerk im Einsatz anstatt in einer geschlossenen Formation, deren Nachteil der Schwitzfuß, Vorteil jedoch die orthopädische Sohle ist. Fürderhin habe ich seit Wochen Rücken, nämlich seitdem ich es zustande gebracht habe, mir im Zuge einer schweren Erkältung beim Husten derart die Rippen zu prellen, dass mir mein sicherer Tod vor Augen stand und ich statt durch die Clubs zu ziehen mit dem Taxi Klinik-Hopping betrieb. Zu dieser Prellung hat mir mein Auto ein weiteres Geschenk beschert, indem es sich beim Rückwärtsfahren derart vor einem Grashalm oder einer Ameise erschrak, dass es mit einer Vollbremsung reagieren und mir damit eine verdammte Stauchung unter dem rechten Schulterblatt bescheren musste. Und was sehe ich heute? Ein geschwollenes Augenlied von Größe und Gestalt eines rohen Scampis, das gestern noch „bestimmt nur von den Pollen juckt!“ Das verkrümmt-humpelnde, entstellte Wesen in der Stadt ist also kein ausgebüxter Quasimodo. Sondern nur ich auf dem Weg zum Sport. Kurs? Mal schauen.
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