Ich war mal auf einer Reha. Das ist sowas wie Schullandheim,
nur anders. Man wird den ganzen Tag bespaßt, latscht mehr oder minder
freiwillig irgendwo draußen herum, hängt ab und für Essen ist stets gesorgt.
Entweder im ersten Schullandheim (Weißenbrunn!) oder im ersten Skilager
(Wildschönau) hab ich eine Goldene Regel gelernt: Wenn du in Massenunterkünften
mit einer Großküche bist, halte dich fern von Fleischgerichten. Das hat mich
vor vielen unappetitlichen Überraschungen bewahrt, doch im Falle der Reha hätte
ich mir diese nach einiger Zeit sehnsüchtig gewünscht. Während alle anderen
Gäste Tag für Tag mit kulinarischer Abwechslung bekocht wurden, gab es für mich
tagein, tagaus das Gleiche: Variationen von Zucchini und Karotten. Die hatten
nämlich grade Hochsaison, und die sonst recht bayerisch-fleischige Küche wusste
sich offenbar nicht anders zu helfen, als das Gemüse zu raspeln, in Teig
einzuwickeln oder darunter zu mischen und alles mit Käse oder Tomatensoße zu
dekorieren. Sagen wir mal so: Meine vegetarischen Mistreiter und ich haben sehr
viel (hysterisch) gelacht in diesen vier Wochen und uns zum Abschied ein
Zucchini-Kochbuch geschenkt. Genau das brauche ich jetzt. Denn in meiner
dritten Saison als Garten-Bestellerin bin ich gerade dabei, das sonst so
leichthin dahergesagte Wort „Zucchini-Überschwemmung“ in seiner Gänze zu
begreifen. „Nicht so viele Zucchini-Pflanzen!“, hatte ich meinen Mitgartelnden
noch zugerufen, „darin ersäuft man doch bekanntlich im Sommer!“ und die
Co-Worker haben mich schief angeschaut. „Hä, wir liiiiiieeeeeeeeben Zucchini!
Wir könnten je-den Tag Zucchini essen!“ und steckten daraufhin drei unschuldige
Pflänzlein in eine Erde, nebst vieler weiterer Pflanzen. Diese gedeihen
spärlich: Der Kohlrabi fiel einer Schneckenherde zum Opfer, der Sellerie der
Ungeduld, der Basilikum hat den Behauptungskampf gegen den Salat gewonnen und
der Romanesco sich, einmal kurz nicht hingeschaut, in einen blühenden Strauß
verwandelt. Abgesehen vom Gewächshaus, in dem die Tomaten einen urzeitlichen Urwald
bilden, sprießt und gedeiht – wer? Richtig, drei prächtige Zucchini-Bäume, die
sich wie gefräßige Schlingpflanzen um alles winden, was greifbar ist und
oberschenkeldicke Früchte bilden. Und während die Zucchini-Freude anfangs groß
war, lässt die Begeisterung nach mehreren Wochen relativ einseitiger Ernährung
empfindlich nach: Pasta mit Zucchini gebraten, Pasta mit Zucchini-Creme,
Zucchini-Lasagne, Zucchini gefüllt und sogar ein Zucchini-Kuchen – mir steht’s
bis hier. Wer also Rezeptvorschläge hat, her damit! Wer Zucchini möchte –
gerne. Ich brat mir jetzt erstmal ein dickes Steak.
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