Freitag, 25. Juli 2025

Zucchini-Überschwemmung

 

Ich war mal auf einer Reha. Das ist sowas wie Schullandheim, nur anders. Man wird den ganzen Tag bespaßt, latscht mehr oder minder freiwillig irgendwo draußen herum, hängt ab und für Essen ist stets gesorgt. Entweder im ersten Schullandheim (Weißenbrunn!) oder im ersten Skilager (Wildschönau) hab ich eine Goldene Regel gelernt: Wenn du in Massenunterkünften mit einer Großküche bist, halte dich fern von Fleischgerichten. Das hat mich vor vielen unappetitlichen Überraschungen bewahrt, doch im Falle der Reha hätte ich mir diese nach einiger Zeit sehnsüchtig gewünscht. Während alle anderen Gäste Tag für Tag mit kulinarischer Abwechslung bekocht wurden, gab es für mich tagein, tagaus das Gleiche: Variationen von Zucchini und Karotten. Die hatten nämlich grade Hochsaison, und die sonst recht bayerisch-fleischige Küche wusste sich offenbar nicht anders zu helfen, als das Gemüse zu raspeln, in Teig einzuwickeln oder darunter zu mischen und alles mit Käse oder Tomatensoße zu dekorieren. Sagen wir mal so: Meine vegetarischen Mistreiter und ich haben sehr viel (hysterisch) gelacht in diesen vier Wochen und uns zum Abschied ein Zucchini-Kochbuch geschenkt. Genau das brauche ich jetzt. Denn in meiner dritten Saison als Garten-Bestellerin bin ich gerade dabei, das sonst so leichthin dahergesagte Wort „Zucchini-Überschwemmung“ in seiner Gänze zu begreifen. „Nicht so viele Zucchini-Pflanzen!“, hatte ich meinen Mitgartelnden noch zugerufen, „darin ersäuft man doch bekanntlich im Sommer!“ und die Co-Worker haben mich schief angeschaut. „Hä, wir liiiiiieeeeeeeeben Zucchini! Wir könnten je-den Tag Zucchini essen!“ und steckten daraufhin drei unschuldige Pflänzlein in eine Erde, nebst vieler weiterer Pflanzen. Diese gedeihen spärlich: Der Kohlrabi fiel einer Schneckenherde zum Opfer, der Sellerie der Ungeduld, der Basilikum hat den Behauptungskampf gegen den Salat gewonnen und der Romanesco sich, einmal kurz nicht hingeschaut, in einen blühenden Strauß verwandelt. Abgesehen vom Gewächshaus, in dem die Tomaten einen urzeitlichen Urwald bilden, sprießt und gedeiht – wer? Richtig, drei prächtige Zucchini-Bäume, die sich wie gefräßige Schlingpflanzen um alles winden, was greifbar ist und oberschenkeldicke Früchte bilden. Und während die Zucchini-Freude anfangs groß war, lässt die Begeisterung nach mehreren Wochen relativ einseitiger Ernährung empfindlich nach: Pasta mit Zucchini gebraten, Pasta mit Zucchini-Creme, Zucchini-Lasagne, Zucchini gefüllt und sogar ein Zucchini-Kuchen – mir steht’s bis hier. Wer also Rezeptvorschläge hat, her damit! Wer Zucchini möchte – gerne. Ich brat mir jetzt erstmal ein dickes Steak.

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