Wie wir wissen, lautet die Antwort auf fast alles: 42. Und
ich bin jetzt an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich das endlich
verstehe. 42 müsste die Antwort sein, vielleicht auch 41 oder 43, aber so um
den Dreh stimmt es – für mich jedenfalls. „Meine Güte, haben Sie schlechte
Augen!“ hat mir jetzt ein charmanter älterer Herr mit weißem Gewand und gelben
Haaren beschieden und dabei mit seinem Finger in verschiedenen Entfernungen vor
meinem unbebrillten Gesicht herumgewedelt. Auf dem Finger klebte eine Art
hautfarbenes Pflasterchen, in dessen Mitte sich eine winzige Nadel befand –
angeblich, weil gesehen hab ich sie nicht. Es könnte also sein, dass es sich
bei den Akupunkturpflastern, die ich seitdem auf dem Rücken kleben habe, um
nichts weiter als ein Placebo handelt. Ich werde es nie herausfinden, und so
bleibt mir nur, zu vertrauen. Aber ich hatte ja lang genug Zeit, zu lernen:
Wenn die Person in Weiß was sagt, hat es gewöhnlich irgendeine Richtigkeit. Ich
verlasse mich also auf Erfahrung, und wenn ich’s mir recht überlege, mache ich
genau das im Alltag ziemlich oft. Also zumindest immer dann, wenn ich keine
Brille aufhabe. Das ist wie bei vermutlich vielen Brillentragenden bei der
Morgen- und Abendtoilette der Fall – also das, wobei man sich allerlei für den
Tag unverzichtbare Mittelchen und Wässerchen und Sälblein ins Gesicht packt
oder von diesem wieder abwäscht. „Ich glaube“, habe ich zwischen zwei
Spülgängen dem Mann entgegengegurgelt, „die ganze erste Lebenshälfte ist nur
dafür da, bestimmte Handgriffe und Routinen des täglichen Bedarfs derart
einzuschleifen, dass man sie in der zweiten Lebenshälfte auch blind erledigen
kann“, hab ich gesagt und dabei Wasser aus dem Hahn dorthin laufen lassen, wo
ich die Öffnung einer Flasche vermutet hab … Tja, es ist, wie es ist: In den
letzten zwei, drei Jahren hat sich da eine gewisse, nicht mehr von der Hand zu
weisende Verschlechterung im Nahsichtbereich zugetragen, um ehrlich zu sein
auch im Weitsichtbereich, und so gibt es Situationen, durch die ich eher auf
Verdacht segle als wirklich zu wissen, was ich grade tue. Wasser warm/ kalt,
Zahnpasta auf das Bürstel, Hände eincremen – das funktioniert freilich
reibungslos. Was mich eher wundert, ist, wie man (ich) es fertigbringe, ein
komplettes Tagesmakeup im absoluten Blindflug aufzutragen. Es ist wie bei „1, 2
oder 3“: Ob alle Farbe richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht. Bzw. die
Brille auf der Nase sitzt – und ein hübsch bemaltes Antlitz zeigt oder eine
fein verschmierte Joker-Fratze … Nach dem Prinzip schreib ich übrigens auch
Kolumnen.
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