Freitag, 22. August 2025

Fehler in der Matrix

 

Der Herrgott sei gepriesen, die Hitzewelle ist vorbei – sagen manche. Ich nicht. Ich befinde mich stattdessen in einem Zustand, den man sich am besten so vorstellen kann wie eine Szene aus Matrix, wenn Neo sich dem Kontrahentenbeschuss ausweichend in Slowmotion horizontal in die Luft legt und dort schwebend den nächsten Supermove vorbereitet und man schon weiß: gleich scheppert’s gewaltig. Nur dass ich nicht bewaffnet unter Beschuss stehe, sondern in Slomo in der Luft stehe, weil mir grade jemand ruckartig die Picknickdecke unter den Füßen weggezogen hat und im nächsten Sekundenbruchteil nicht nur ich scheppernd auf dem Boden lande, sondern mit mir auch eine große Menge Sommerutensilien, die erst hoch in den Himmel stieben und dann rings um mich herum hinabregnen. Da lieg ich jetzt also inmitten eines schönen Haufens Dingen, die bis grade eben noch unabkömmlich bis existenziell wichtig waren und jetzt von einem Moment auf den anderen absolut jeden auch noch so kleinen Sinn verloren haben. Dabei war ich grade so richtig eingegroovt, nicht zuletzt dank des Turboboosters einer Hardcore-Freibadwoche, die ich dank einer derzeit auch eher arbeitsextensiven Freundin durchleben durfte. Es begann harmlos: Handtuch, Wasser, Bikini und ein Wechselschlüpper für ältere Damen – also halt in etwa so, wie Anfänger (ich) und Jugendliche (ich nicht) baden gehen. Es folgte ein großer Neid und infolgedessen eine stetige Erweiterung des Gepäcks, bis ich an Tag fünf mit zwei großen Sporttaschen und einer Kühltasche am Treffpunkt erschien und die Freundin aus dem Staunen nicht mehr rauskam, als die Freibad-Mary Poppins ihr Hab und Gut entblätterte: Ein großes Handtuch und dann noch eins plus ein kleines, drei Bikinis für je nach Stimmung und Betätigung, ein Kissen für den Kopf, eine portable Lehne, Fächer, tragbare Ventilatoren, Trivialliteratur (zum Lesen) und Intellektuelles (zum Angeben), vorgekühlte Melonenschnitzen, geeistes Wasser, belegte Semmeln, Spiele, Sonnenschirm und dergleichen mehr. Was man halt so braucht, wenn man einen ganzen Tag in Wahrheit nur bräsig im Baumschatten liegt und ratscht. Auch hinsichtlich der Ernährung war ich gänzlich angepasst: Was braucht der Mensch außer Wassermelone und Freibadpommes und hin und wieder mal ein Steckerleis? Richtig, gar nichts. Jetzt frag ich mich: Wie soll das alles gehen? Was zieht man an wenn nicht Tshirtshortsundschlappen? Was isst man so den ganzen Tag? Und vor allem: Was TUT man? Ich ahne ein tiefes Loch am Horizont herannahen. Aber das passt ja dann eigentlich ganz gut zum Tief. Und das sollte ich vielleicht dazu nutzen, die Wohnung von einem Sommerfreizeitlagerstaustall wieder in irgendwas Bewohnbares rückzuverwandeln. Hier liegt ja jetzt alles auf dem Boden herum.

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