Der Herrgott sei gepriesen, die Hitzewelle ist vorbei –
sagen manche. Ich nicht. Ich befinde mich stattdessen in einem Zustand, den man
sich am besten so vorstellen kann wie eine Szene aus Matrix, wenn Neo sich dem
Kontrahentenbeschuss ausweichend in Slowmotion horizontal in die Luft legt und
dort schwebend den nächsten Supermove vorbereitet und man schon weiß: gleich
scheppert’s gewaltig. Nur dass ich nicht bewaffnet unter Beschuss stehe,
sondern in Slomo in der Luft stehe, weil mir grade jemand ruckartig die
Picknickdecke unter den Füßen weggezogen hat und im nächsten Sekundenbruchteil
nicht nur ich scheppernd auf dem Boden lande, sondern mit mir auch eine große
Menge Sommerutensilien, die erst hoch in den Himmel stieben und dann rings um
mich herum hinabregnen. Da lieg ich jetzt also inmitten eines schönen Haufens
Dingen, die bis grade eben noch unabkömmlich bis existenziell wichtig waren und
jetzt von einem Moment auf den anderen absolut jeden auch noch so kleinen Sinn
verloren haben. Dabei war ich grade so richtig eingegroovt, nicht zuletzt dank
des Turboboosters einer Hardcore-Freibadwoche, die ich dank einer derzeit auch
eher arbeitsextensiven Freundin durchleben durfte. Es begann harmlos: Handtuch,
Wasser, Bikini und ein Wechselschlüpper für ältere Damen – also halt in etwa
so, wie Anfänger (ich) und Jugendliche (ich nicht) baden gehen. Es folgte ein
großer Neid und infolgedessen eine stetige Erweiterung des Gepäcks, bis ich an
Tag fünf mit zwei großen Sporttaschen und einer Kühltasche am Treffpunkt erschien
und die Freundin aus dem Staunen nicht mehr rauskam, als die Freibad-Mary
Poppins ihr Hab und Gut entblätterte: Ein großes Handtuch und dann noch eins
plus ein kleines, drei Bikinis für je nach Stimmung und Betätigung, ein Kissen
für den Kopf, eine portable Lehne, Fächer, tragbare Ventilatoren,
Trivialliteratur (zum Lesen) und Intellektuelles (zum Angeben), vorgekühlte
Melonenschnitzen, geeistes Wasser, belegte Semmeln, Spiele, Sonnenschirm und
dergleichen mehr. Was man halt so braucht, wenn man einen ganzen Tag in
Wahrheit nur bräsig im Baumschatten liegt und ratscht. Auch hinsichtlich der
Ernährung war ich gänzlich angepasst: Was braucht der Mensch außer Wassermelone
und Freibadpommes und hin und wieder mal ein Steckerleis? Richtig, gar nichts.
Jetzt frag ich mich: Wie soll das alles gehen? Was zieht man an wenn nicht
Tshirtshortsundschlappen? Was isst man so den ganzen Tag? Und vor allem: Was
TUT man? Ich ahne ein tiefes Loch am Horizont herannahen. Aber das passt ja
dann eigentlich ganz gut zum Tief. Und das sollte ich vielleicht dazu nutzen,
die Wohnung von einem Sommerfreizeitlagerstaustall wieder in irgendwas
Bewohnbares rückzuverwandeln. Hier liegt ja jetzt alles auf dem Boden herum.
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